Birgit Ebbert: Miekes genialer Anti-Schüchternheitsplan

Es könnte so schön sein. Miekes Traum ist in Erfüllung gegangen, sie hat die Aufnahmeprüfung für das Musikgymnasium geschafft. Doch nun droht ihr Lehrer, dass sie von der Schule fliegen wird, wenn sich ihre mündlichen Leistungen nicht deutlich verbessern. Es ist ja nicht so, dass Mieke die Antworten nicht weiß, in schriftlichen Arbeiten kann sie den Stoff. Aber sie schafft es einfach nicht, sich zu melden. Es fühlt sich an, als würde ihr Arm gewaltsam festgehalten. Und wenn sie drangenommen wird, scheinen kleine Männchen ihren Mund zuzuhalten, jedenfalls bringt sie kein Wort heraus.

Miekes Eltern sprechen mit einem befreundeten Kinderpsychologen, der alles auf ein angebliches Trauma schiebt. In seine Sprechstunde zu gehen, ist so ziemlich das letzte, was Mieke möchte. Also schmiedet sie zusammen mit ihrer besten Freundin Anna einen Plan. Und dann lernt sie auch noch die Journalistin Vira kennen, die sie total cool findet und die einige Tipps für sie hat. Jede Schulstunde ist eine neue Herausforderung für Mieke – wird sie es schaffen, ihre Schüchternheit zu überwinden und auf der Schule zu bleiben?

Viele Kinder werden sich in Mieke hineinversetzen können. Was für ein Horror, vor der Klasse etwas sagen zu müssen oder an der Tafel zu stehen und plötzlich gar nichts mehr zu wissen. Auch wenn bei den meisten nicht alle Fächer betroffen sind, handelt es sich doch um ein weitverbreitetes Phänomen. Ich kann mich jedenfalls noch gut an das Gefühl aufkommender Panik erinnern, wenn ich ausgerechnet im Matheunterricht nach vorne gerufen wurde! Mieke ist ja nicht dumm, sie weiß die Antworten meistens, und wenn sie einen Auftritt mit ihrem geliebten Marimbafon hat (das Instrument war mir vollkommen unbekannt), steht sie selbstsicher auf der Bühne. Mieke und ihre Freundin recherchieren im Internt und sammeln Ideen – gute (Antworten überlegen, die immer passen) und weniger gute (Hypnose, viel zu teuer).  Auch dass Journalistin Vita und der (eigentlich blöde) Kris sie verstehen, hilft ihr sehr, sich zu überwinden. Und als erst einmal der erste Schritt getan und gemeistert ist, scheint der zweite schon gar nicht mehr so schwer zu sein. Irgendwann fällt ihr auf, dass sie nicht immer so schüchtern war und sie erinnert sich an ein furchtbar peinliches Erlebnis. Als sie den Auslöser erst einmal identifiziert hat, kann sie ihn zu ihren Gunsten nutzen.

Miekes Geschichte ist in einem flotten Stil geschrieben. Man merkt, dass sie Autorin viel mit Kindern zu tun hat und weiß, wie sie sprechen. Die Handlung ist kurzweilig und ohne erhobenen Zeigefinger. Es gibt viel zu lachen, vor allem, wenn Mieke selbstkritisch ihre Probleme beschreibt oder von ihrer etwas chaotischen Freundin Anna, den hektischen Eltern oder dem ach so gelehrten Arzt erzählt.

Ein Kind muss nicht schüchtern sein, um an Mieke und ihren Erlebnissen Spaß zu haben. Ein schüchternes Kind kann aber sicherlich besonders von der Leküre profitieren, sich vielleicht den einen oder anderen Tipp abschauen, darüber nachdenken, ob es bei ihm auch ein auslösendes Erlebnis gegeben hat, seinen eigenen „Verhinderern“ ebenfalls Namen geben, um so besser mit ihnen umgehen zu können.

Für Schüchterne und Quasselstrippen ab neun Jahren.

Birgit Ebbert: Miekes genialer Anti-Schüchternheitsplan. Arena 2012. 141 Seiten, Euro 5,99, ISBN 978-3-401-50414-8.

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Ein Kommentar zu “Birgit Ebbert: Miekes genialer Anti-Schüchternheitsplan

  1. Liebe Daniela, vielen Dank, ich kenne das Marimbaphon von einem Konzert, das ich vor langer Zeit in Stuttgart besucht habe. Das Instrument wurde extra erklärt und hat mich wirklich so nachhaltig beeindruckt, dass ich es sich einfach so in das Buch gedrängt hat. Witzig: Gestern bei der Olympia-Eröffnung wurde zwischendrin eine Marimbaphonistin gezeigt. Liebe Grüße Birgit

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