Rainer M. Osinger: Der Waususel-dabidu-dingsda

Waususel-dabidu-dingsda ist ein sonderbares Wesen. Es ähnelt einem Hund, hat aber riesige Füße und Flügel, die es noch nie benutzt hat, weil es Höhenangst hat. Eigentlich weiß Waususel selber nicht, was er ist. Als er durch die Stadt läuft lernt er Max kennen, einen Jungen, der im Rollstuhl sitzt. Neugierig fragt Max ihn aus, nimmt ihn schließlich sogar mit nach Hause, um im Lexikon nachzuschlagen, was er ist. Da sie keine Abbildung finden, die Wauwusel nahekommt, tauft Max ihn schließlich Flund, von fliegender Hund. Waususel ist traurig, als er merkt, dass er scheinbar der einzige Flund ist. Und wenn nirgendwo etwas über ihn steht, dann gibt es ihn eigentlich ja gar nicht! Max erklärt traurig, dass ihm ähnlich geht, weil er im Rollstuhl sitzt. Die meisten Leute schauen verlegen oder mitleidig weg, wenn sie seinen Rollstuhl sehen, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Manche meinen sogar, dass er deswegen weniger wert sei! Die beiden beschließen, sich gegenseitig zu helfen. Max will Waususel helfen, seine Flugangst zu überwinden, während Waususel dafür sorgen will, dass Max nicht mehr so schüchtern ist. Wie sie das schaffen? Dafür ist eine Menge Arbeit nötig, denn Waususel hat eine tolle, aber komplizierte Idee. Aber am Ende klappt es tatsächlich und in der “Fantastic Times” erscheint ein großer Artikel.

Waususel und Max entsprechen beide nicht den gängigen Normen. Manchmal macht sie das traurig, vor allem, weil sie keine Freunde haben. Aber dann freunden sie sich an, machen sich gegenseitig Mut, überwinden ihre Ängste und schaffen es, etwas ganz Besonderes zu machen, wodurch alle auf sie aufmerksam werden. Endlich sind sie nicht mehr „unsichtbar“, das haben sie sich so sehr gewünscht! Diese Geschichte zweier Außenseiter ist gut dafür geeignet, Kindern mit einer Behinderung Mut zu machen, aber auch Kindern, die aus anderen Gründen Außenseiter sind. Ein Junge im Rollstuhl, der Held ist und ein Abenteuer erlebt, kann sicher gut zur Identifikationsfigur für Kinder werden, die ebenfalls im Rollstuhl sitzen – endlich mal ein Bilderbuch, in dem ein Kind die Hauptrolle spielt, das in einer ähnlichen Situation ist wie sie. Da die Geschichte aber für alle Kinder spannend ist, kann sie auch den Kindern ohne Rolli helfen, unverkrampfter und vor allem nicht hochnäsig zu reagieren, wenn sie ein behindertes Kind kennenlernen. Schließlich konnten sie im Buch erfahren, dass Max die gleichen Wünsche, Träume und Sorgen hat wie sie.

Sehr gut gefallen mir auch die Bilder, die ebenso wie der Text von Rainer Osinger stammen. Ausdrucksstarke Schwarz-weiß-Zeichnungen werden kombiniert mit Collagen aus Zeitungsausrissen, die beispielsweise die Hochhauslandschaft im Hintergrund bilden. Dies erzeugt interessante Effekte.

Was mir an dem Buch besonders gefällt, ist, dass es nicht etwa mit erhobenem Zeigefinger daherkommt. Max ist ein sympathischer Junge, der sein Abenteuer eben im Rollstuhl erlebt. Eine tolle Geschichte mit wichtiger Botschaft für Kinder von etwa 5 bis 10 Jahren.

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Rainer M. Osinger: Der Waususel-dabidu-dingsda. Engelsdorfer Verlag 2014. 48 Seiten, Euro 12,00, ISBN 978-3954887606.

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Ich danke Rainer Osinger für das Rezensionsexemplar.