Bärbel Oftring: Voll eklig. 55 eklige Dinge und was dahintersteckt

Ein Kinderbuch, bei dem man sich schon ekelt, wenn man das Inhaltsverzeichnis durchliest? Doch, das gibt es, es liegt gerade vor mir. Von Aas über Blut, Durchfall, Eiter, Fürze, Innereien, Kakerlaken, Kotze, Maden, Pickel, Schlangen, Spinnen, verschimmeltes Essen bis hin zu Zecken wird alles aufgelistet, wovor sich viele Leute ekeln.

In der Einleitung wird zunächst erklärt, warum wir uns eigentlich ekeln und was dabei im Körper passiert. Jeder ekelt sich vor irgendetwas, aber nicht alle vor denselben Sachen. Ekel ist nämlich nicht angeboren, lesen wir da, sondern wir erlernen ihn durch Erziehung und das Vorbild anderer Menschen. Daher kommt es, dass man sich vor Speisen anderer Kulturen ekeln kann, während die Menschen dieser Kultur sie für ganz normal halten. Wer hätte gedacht, dass es im Gehirn ein regelrechtes Ekelzentrum gibt, das für die mit dem Ekel verbundenen Schweißausbrüche, Blutdruckabfälle und anderen Reaktionen bis hin zur Ohnmacht verantwortlich ist? Aber es wird auch erläutert, welchen Nutzen Ekelgefühle haben und wie man sie überwinden kann.

Dann geht es richtig los: Jedes der 55 Themen wird auf einer Doppelseite ausführlich vorgestellt. Am Rand ist ein Ekelbarometer abgedruckt, in dem der Leser in fünf Abstufungen ankreuzen kann, ob er die Sache überhaupt nicht eklig, schauerlich eklig oder irgendwas dazwischen findet. Es folgen spannende Hintergrundinformationen, dazu finden sich Kästen mit besonderen Hinweisen und Tipps, beispielsweise dass man einen toten Tierkörper nicht anfassen soll oder das Fleisch, das gerade eben zu verwesen beginnt, für uns noch genießbar ist. Man nennt es dann gut abgehangen. (Das ist eine der Informationen, auf die ich hätte verzichten können. Das war mir nämlich nicht bewusst.) Außerdem gibt es immer ein Quiz, die richtigen Antworten finden sich am Ende des Buches, und es wird gefragt, warum der Leser die behandelte Sache eklig findet (zum Ankreuzen). Bei manchen Themen gibt es außerdem eine Forschungsfrage, zum Beispiel können die Kinder beim Thema „Abfall“ mithilfe ihres Farbkastens herausfinden, warum die Brühe, die aus einem Müllberg läuft, meistens braun ist oder sie sollen an allen möglichen Dingen riechen und ankreuzen, wie sehr sie stinken. Einige Informationen sind allerdings auch ziemlich amüsant.

Ach ja, gelegentlich gibt es auch ein Ekel-Rezept. „Augäpfel in Eiter“ eispielsweise eignen sich wunderbar für jede Halloweenparty, und auch wenn ich nun weiß, dass sie aus Pudding, Litschis, Weintrauben und Gelee gemacht werden, weiß ich nicht, ob ich sie essen würde.

Am Ende des Buches kann das Ergebnis der Ekelbarometer ausgewertet und eine persönliche Ekel-Hitparade aufgestellt werden. Danach ist noch etwas Platz, um Steckbriefe der drei Erstplazierten zu notieren.

Viele Fotos und Zeichnungen sorgen dafür, dass man sich das Dargestellte richtig gut vorstellen kann – fürs Kopfkino! Insgesamt ist die Gestaltung aufgelockert, abwechslungsreich und richtig gut. Die Sprache ist nicht zimperlich. Während wir immer vom Brechen sprechen, heißt das im Buch kotzen, es wird nicht gepupst, sondern gefurzt usw. Das kommt bei den jungen Lesern natürlich super an. Spucke heißt aber Speichel, teilweise wird durchaus eher der hochsprachige oder Fachbegriff verwendet. Insgesamt ist die Sprache aber einfach und verständlich.

Es liegt in der Natur der Sache, dass ich manche Kapitel wesentlich ekliger fand als andere. Mit Schlangen habe ich beispielsweise keine Probleme und Fürze finde ich zwar nicht wirklich toll, wenn ich ihnen in natura ausgesetzt bin, aber darüber zu lesen ist harmlos. Anderes dagegen – igitt. Es gibt so ein gewisses Alter, in dem Kinder solche Ekelsachen total klasse finden, etwa ab 8 Jahren. Es ist vollkommen klar, dass sie dann voll auf dieses Buch abfahren werden, es hat das Zeug zum Lieblingsbuch. Sensiblere Gemüter werden es vielleicht nicht so sehr mögen, obwohl ich vermute, dass es auf alle Kinder der Altersgruppe irgendwie verlockend wirkt. Mein 14-jähriger Sohn ist aus dieser Phase offenbar schon raus oder er tat cool, jedenfalls behauptete er, er fände die meisten Sachen nicht eklig. Ich schon! Ich habe jedenfalls mit viel Spaß eine Menge neuer, interessanter Dinge gelernt.

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Bärbel Oftring: Voll eklig! 55 eklige Dinge und was dahinter steckt. Illustrationen Roberta Bergmann und Tonita Wiatrowski. Haupt Verlag 2014. 129 Seiten, Euro 19,99, ISBN 978-3-258-07843-4.

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Ich danke dem Haupt-Verlag für das Rezensionsexemplar.