Das Mädchen berichtet von dem Winter, in dem lange kein Schnee fiel. Deswegen war alles grau und das Mädchen blieb lieber im Haus. Doch die Mutter forderte es auf, nach draußen zu gehen.
Im Wald mault das Mädchen:
“Siehst du?”, sagte ich. “Da ist nichts.” Kein Vogel war zu hören.
In hellerer Schrift steht ein Satz darunter, der auf jeder zweiten Doppelseite wiederholt wird:
Die Bäume standen still und groß – Wir gingen durch den Winterwald.
Doch dann macht die Mutter das Mädchen auf eine kleine Tanne aufmerksam. Könnte das ein Weihnachtsbaum sein? Und die Fantasie des Mädchens beginnt zu spielen. Es stellt sich Tiere vor, die das Bäumchen schmücken und Weihnachten feiern. Die Mutter zeigt viele Tannenzapfen, das Mädchen überlegt, ob das das Weihnachtsessen ist. Und so geht es auf dem ganzen Spaziergang weiter. Die Mutter macht ihr Kind auf Kleinigkeiten aufmerksam, die in der Fantasie zu großen Geschichten werden.
Am Ende fordert die Mutter das Mädchen auf, mit ihr nach Hause zu gehen und etwas Warmes zu trinken. Das Mädchen stellt fest, dass der Wald weder stumm noch langweilig ist, denn nun weiß es, dass überall Tiere sind, die sich ebenso auf Weihnachten freuen wie es selbst.
Die Geschichte braucht nur wenige Worte, um den Zauber des winterlichen Waldes zu entfalten. Auch ohne Schnee gibt es dort viel zu entdecken, und wenn man so viel Fantasie wie das Mädchen hat, entfaltet sich eine wundersame Welt. Die Bilder sind in wenigen, überwiegend blassen, pudrigen Farben gehalten. Sie zeigen Details, wo es nötig ist und beschränken sich sonst darauf, den Blick auf das Wesentliche zu lenken. Was mir besonders gefällt: wie groß, dunkel und beeindruckend die Bäume im Vergleich zum Mädchen dargestellt werden, sodass man sich gut vorstellen kann, wie es sich anfangs im Wald fühlt.
Es ist eine leise, poetische Geschichte für Kinder im Kindergartenalter, die viel Wärme ausstrahlt. Genau das Richtige für die Vorweihnachtszeit, wenn es draußen so ungemütlich ist, dass man selber nicht hinausgehen mag.
Narisa Togo: Weihnachtsspuren im Winterwald. Atlantis 2014. 32 Seiten, Euro 14,95, ISBN 978-3-7152-0676-9.
Zur Verlagsseite – bei Amazon
Ich danke dem Atlantis-Verlag für das Rezensionsexemplar.
Pingback: Weihnachtsvorfreude | Kinderohren