Andrea Schütze: Das magische Zaubertandem

Jojo, eigentlich Josephina, lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater, drei Stiefbrüdern und dem französischen Au-Pair-Jungen Bruno in einem Haus an Rande des Dorfes. Dahinter kommt nur noch eine alte Mühle, die aber nicht bewohnt ist. Jojo ist traurig, weil sie keine Freundin hat. Sich mit den „drei L“ Laura, Lara und Lena anzufreunden, ist ihr nicht gelungen, außerdem mag sie die Mädchen eigentlich gar nicht. Nachmittags sieht sie einen Möbelwagen am Haus vorbeifahren. Es wird doch nicht etwa jemand in die Mühle ziehen? Das muss sie gleich auskundschaften! Sie hat Glück, Juna ist genauso alt wie sie und kommt sogar in ihre Klasse. Die Mädchen mögen sich vom ersten Augenblick an. Juna ist herrlich unkonventionell, kleidet sich, wie es ihr gefällt und ist nicht auf den Mund gefallen. Als die beiden im Keller noch ein Tandem finden, das, wie sich herausstellt, magische Fähigkeiten hat, stehen ihnen wunderbare Tage bevor.

Ich fand diese Geschichte sehr originell. Okay, dass ein Mädchen, das bisher keinen Anschluss gefunden hat, eine Freundin findet, ist nicht Neues. Aber dass die Mädchen auf einem mintgrünen Tandem durch das Dorf sausen, das seinen eigenen Kopf hat, gelegentlich die Führung übernimmt und den Freundinnen Wünsche erfüllen kann, ist klasse. Jojo und Juna brauchen eine Weile, bis sie kapieren, was überhaupt los ist. Dann aber nutzen sie die magischen Fähigkeiten gerne dazu, um anderen zu helfen, aber auch, um sich ganz unauffällig an den drei L zu rächen. Die beiden Mädchen sind sehr sympathisch. Juna ist genau der energische, selbstbewusste Typ, den die etwas schüchterne Jojo braucht. Jojos Brüder sind eher nervig, sorgen aber für den einen oder anderen Lacher (und für eine kleine Ekelattacke am Anfang), sind aber zur Stelle, als Hilfe nötig ist. Au-Pair Bruno ist einfach nur lieb, seine sprachlichen Missverständniss sorgen für Sprachwitz. Die Eltern tauchen fast nicht auf, dafür hat Juna eine coole Oma.

Es ist eine ganz normale Welt, in der die Geschichte spielt, nur ein klitzekleines bisschen Magie sorgt dafür, dass Überraschendes passiert. Es ist also keine komplett magische Welt, sondern die Leser können sich leichtz vorstellen, wie es wäre, wenn sie das Tandem gefunden hätten und seine Magie für sich nutzen könnten.

Es macht großen Spaß, diese Geschichte zu lesen. Meine einzige Kritik: Bruno (Brüno) flicht immer wieder französische Wörter ins Gespräch ein, die geschrieben werden, wie man sie ausspricht. Das fände ich okay. Aber sein Hund hat einen spanischen Namen, der erklärt wird. Die älteren Kinder verwenden manchmal englische Begriffe, die ebenfalls lautmalerisch dargestellt werden, obwohl die meisten Kinder ja schon früh damit anfangen, Englisch zu lernen. Schließlich passiert noch das Gleiche mit Russisch bei der Ballettlehrerin. Das war für meinen Geschmack deutlich zu viel Kauderwelsch, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Buch ab 8 Jahren ist. Das könnte bei noch nicht so erfahrenen Leserinnen für den einen oder anderen Stolperer sorgen.

Ich denke aber, dass die Geschichte lustig und fesselnd genug ist, um über eventuelle sprachliche Hürden hinwegzuhelfen. Mir hat die Lektüre jedenfalls Spaß gemacht. Ein Plus gibt es auch für die Patchworkfamilie, die so herrlich humorvoll beschrieben ist, auch wenn Schwierigkeiten nicht ausgeklammert sind.

Für Kinder von etwa 8 bis 12 Jahren.

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Andrea Schütze: Das magische Zaubertandem. Dressler 2015. 208 Seiten, Euro 12,99, ISBN 978-3-7915-1950-0.

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