Ota Hofmann: Pan Tau

Beleidigt läuft Kai von Zuhause fort. Auf der Flucht vor einem Bernhardiner sieht er plötzlich einen schwarz gekleideten Mann mit Regenschirm und Melone aus der Moldau auftauchen: Pan Tau. Obwohl der Mann nicht spricht, weiß Kai, genau wie später alle anderen Kinder, sofort, wie sein Name ist. Pan Tau kann mithilfe seiner Melone zaubern. Und so verhilft er Kai zu einem schönen Abenteuer auf dem Fluss und später sogar am Meer, bevor er ihn wieder nach Hause bringt. Jedes Kind, bei dem Pan Tau auftaucht, hat eine wundervolle Zeit, weil alle Wünsche erfüllt werden. Weil ein Wiener Mädchen seinen Schlitten ausprobieren möchte, gibt es beispielsweise einen Tag voller Rodelspaß für alle. So mancher Gierhals, der das Wünschen übertreibt, muss allerdings nach einer Weile ohne seinen wunderbaren Partner auskommen, weil dieser das Weite sucht. Als Pan Tau eines Tages eingesperrt wird und man ihm seine Melone wegnimmt, halten alle Kinder und viele Hunde zusammen, um ihm aus dieser misslichen Lage zu helfen …

Ich glaube nicht, dass ich als Kind jemals Pan Tau gelesen habe, ich kannte nur die Fernsehserie. Einige Episoden habe ich wiedererkannt. Den Anfang des Buches fand ich etwas überraschend. Der Leser begleitet zuerst den Jungen Kai, der mit seiner Mutter Ärger bekommt, weil er sich wiederholt schmutzig macht, und schließlich fortläuft. An der Moldau sieht Kai plötzlich einen Mann aus dem Wasser steigen:

Nach dem Regenschirm tauchte eine Hand auf, nach der Hand ein Hut: eine Melone, und diese Melone saß auf dem Kopf eines Herrn mit Blume am Rockaufschlag.

Natürlich war es Pan Tau, den der Regen aus dem Wasserspeier vom Veitsdom in die Moldau geschwemmt hatte.

Das aber wusste der Junge nicht, ebenso wenig, dass sich Pan Tau erst im Fluss von einem kleinen Pan Tau in einen großen Pan Tau verwandelt hatte. (S. 15/17)

Das klingt für mich, als würde jeder Leser schon wissen, wer Pan Tau ist, aber das kann man bei den Kindern natürlich nicht voraussetzen. Erst nach und nach wird klar, welche Fähigkeiten dieses Männchen hat, wo es aber wirklich herkommt und wohin es wieder verschwindet, bleibt unklar.

Ein Erzähler berichtet die Erlebnisse der Kinder mit Pan Tau, zwischendurch sind aber immer wieder Aussagen von Augenzeugen eingestreut, als wären diese Personen von der Polizei befragt worden.

Die Erlebnisse von Pan Tau haben nichts von ihrem Charme verloren, obwohl ich zugeben muss, dass mir die TV-Serie besser gefällt. Das Buch ist steifer, es liest sich manchmal etwas hakelig, ohne dass dich genau festmachen könnte, woran es liegt.

Die Illustrationen sind recht dunkle Bleistifzeichnungen verschiedener Größe die mir zwar recht gut gefallen, bei denen ich mich aber fragte, warum sie nicht etwas heller und freundlicher sind. Vor allem die Gesichter finde ich viel zu dunkel, vor allem, wenn jemand wütend ist.

Insgesamt ist es aber geeignet, um Kindern ab 10 Jahren diesen Klassiker näherzubringen. Da ich finde, dass die Geschichte auch gut für Jüngere geeignet ist, ist es auch eine schöne Vorlesegeschichte für Kinder ab etwa 8 Jahren. Dann kann der Vorleser auch gleich unbekannte Begriffe wie Melone oder Rock (für Anzugjacke) erklären.

Diese Ausgabe ist leider nur noch gebraucht oder als E-Book erhältlich, ich habe die Printausgabe gelesen.

Cover_Hofmann_PanTau

Ota Hofmann, Dorota Wünsch: Pan Tau. Aus dem Tschechischen von Erika Honolka. Ravensburger 2011. 192 Seiten, Kindle-Version Euro 6,99, ISBN 978-3-473-36822-8.

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