Ein Bote reitet auf Burg Knatterstein zu. Wem wird er einen Brief bringen: König Muskatnuss, der mal wieder auf eine Feier eingeladen werden möchte, oder Prinzessin Kunigunde, die auf Nachricht von ihrem Freund wartet? Der Minnesänger ist gerade auf Konzertreise. Doch weder noch: Die Post ist zur allgemeinen Überraschung für den Drachen Jaromir, der im Burggraben wohnt.
Lieber Großcousin Jaromir, schreibe dir in großer Not – habe gehört, du bist stark – der Koch will mich kochen – der König mich verspeisen – Komm schnell – Hilfe! Dein Kleincousin Barnaba
Mit Entsetzen liest Jaromir, welches Schicksal seinem Kleincousin bevorsteht! Jaromir und Kunigunde, die eigentlich für die Prinzessinnenprüfung lernen müsste, fliegen los. Sie stellen fest, dass Barnaba recht zu haben scheint: Im Kochbuch von Missjö Schmatz steht ein Rezept für den großen Kochwettbewerb. Und die geheime Geheimzutat heißt: 20 Drachen-F.! Nun lassen sich die drei allerhand einfallen, um Barnaba zu retten. Dabei richten sie eine Menge Chaos an. Doch am Ende wird natürlich alles gut.
Ich mag diese Geschichte sehr. Sie ist originell und lustig. Jaromir, Kunigunde und Barnaba kommen überhaupt nicht auf die Idee, einmal nachzufragen, um was es sich bei Drachen-F. handelt. Barnaba ist davon überzeugt, dass es 20 Stücke seines Fleisches sind und Kunigunde versucht, dem Koch ersatzweise Drachenflöhe und Drachenfürze zu liefern, kann damit aber nicht überzeugen. Durch ihr unüberlegtes, wenn auch gut gemeintes Handeln bringen sie sogar das ganze Land in Gefahr. Erst dann nimmt Kunigunde sich die Zeit, das Rezept einmal ganz zu lesen und merkt, das alles ganz anders ist …
Die Charaktere sind allesamt sympathisch: Kunigunde ist ein liebenswertes Mädchen, das lieber in ein Abenteuer zieht, als daheim brav zu lernen. Jaromir ist eigentlich zu behäbig, lässt sich zur Hilfeleistung überreden und rückt erst spät mit den Gefahren heraus, die damit verbunden sind. Barnaba ist noch sehr jung, aufgeregt und hat keine Ahnung. Der Koch scheucht zwar alle herum, ist aber letzen Endes doch sehr gutmütig und nett.
Auch die Bilder gefallen mir gut. Perspektive spielt keine Rolle, lustige Details beleben die Bilder. Der Koch, Missjö Schmatz, hat es geschafft, fünf Hauben zu erringen. Aber die kommen nicht etwas auf ein Schild an der Wand, nein, die trägt er alle fünf auf seinem Kopf. Kunigundes Krone hat ebenfalls eine recht ungewöhnliche Position. Die Drachen sind knallblau, die Nasen sehr lang, Gesichtsausdrücke kaum zu erkennen. Obwohl sie so minimalistisch sind, sind die Bilder doch ausdrucksstark.
Die Sätze sind kurz, die Sprache einfach, die Schrift noch etwas größer. Die meisten deutschen Kinder wissen vermutlich nicht, was Schlagobers ist. Das zählt nicht zu den fünf Begriffen, die am Ende erklärt werden. Aber man versteht problemlos, dass es sich um eine Kuchenzutat handelt, also: egal.
Es handelt sich um eine Fortsetzung des Buches „Drachen küsst man nicht“, aber es ist zum Verständnis des Buches überhaupt nicht notwendig, den Vorgängerband zu kennen.
Eine wunderbar runde Geschichte mit einem schönen Ende für Kinder ab 7 oder 8 Jahren, die schon ein einfaches ganzes Buch schaffen. Aber weil die Nachwuchsleser bei so einer lustigen und spannenden Handlung herausfinden wollen, wie das lustige und spannende Buch ausgeht, kämpfen sie sich auf jeden Fall durch.
Michaela Holzinger, Monika Maslowska: Drachen kocht man nicht. Obelisk 2015. 72 Seiten, Euro 11,95, ISBN 978-385197-748-6.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.