Als wir 1999 von Hessen nach Thüringen zogen, war unser älterer Sohn gerade vier Jahre alt geworden, ich war schwanger mit dem zweiten. In den folgenden Jahren lernten wir viele DDR-Kindergeschichten kennen, von denen ich bis dahin nie gehört hatte. Ich verliebte mich in die Geschichte vom kleinen Angsthasen und die anderen Geschichten von Elizabeth Shaw und entdeckte im Arnstädter Theater den Traumzauberbaum von Reinhard Lakomy. In der Stadtbücherei liehen wir immer wieder die dicken Pappbilderbücher ohne Text über die Erlebnisse eines kleinen Elefantens namens Rüssel aus. Kaufen konnte man diese Bücher damals nicht. Als ich einen dicken Elizabeth-Shaw-Sammelband entdeckte und mit in den Kindergarten brachte, seufzten die Erzieherinnen verzückt und mehrere bestellten ihn sich auch. Aber Rüsselchen war einfach nicht zu bekommen, ich konnte nur ein Malbuch bestellen.
Heute, meine Kinder sind längst aus dem Bilderbuchalter heraus, liefen wir durch Gotha. Da sah ich sie! Vor einer Buchhandlung standen in einer kleinen Kiste kleine, dicke Pappbilderbücher: Rüssel. Ich konnte nicht widerstehen und kaufte mir Rüssel im Herbst, passend zu Jahreszeit. Es gibt aber noch viele andere Titel für alle Gelegenheiten. Es ist 2003 erschienen, da war auch der Jüngere schon aus dem Rüssel-Alter heraus.
Auf fünf Doppelseiten sieht man den kleinen Elefanten Rüssel bei typischen Herbstbeschäftigungen: Er erntet Birnen, schüttelt Kastanien vom Baum, sammelt Pilze, gerät in den Regen und macht sich Bratäpfel an einem Lagerfeuer. Immer wird er dabei von der kleinen Maus begleitet, die ein lustiges Element ins Bild bringt: So steht sie mit dem Feuerwehrschlauch neben dem Lagerfeuer oder hat beim Kastanienschütteln einen Helm aus einer Kastanienschale auf.
Es gibt viel zu sehen, aber die Bilder sind auch nicht mit Details überfrachtet, sodass sie gut für den kleinsten Lesenachwuchs ab einem Jahr geeignet sind. Dank der dicken Pappseiten hält es das Buch auch gut aus, wenn einmal daran herumgeknabbert wird.
Thomas Schallnau: Rüssel im Herbst. Leiv 2003. 10 Seiten, Euro 3,95, ISBN 978-3-89603-145-7.
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