Bruno ist ein griesgrämiger Bär, der am liebsten seine Ruhe haben will. Deswegen lebt er einsam ganz weit ab von allem. Doch dann kommt eines Tages eine Kaninchenfamilie und baut ein Haus genau neben seinem. Immer wieder klopfen die Kaninchen bei ihm an. Sie bitten ihn um Honig zum Kuchenbacken, doch Bruno behauptet, er habee keinen. Sie bitten ihn um Hilfe beim Holzhacken, doch er lehnt ab. Sie wollen Bücher mit ihm tauschen, doch er lügt, er habe keine Bücher. Auch Sternschnuppen möchte er nicht mit ihnen anschauen, sondern seine Ruhe haben. Und die lassen ihm die Kaninchen dann auch recht lange. Doch eines Tages findet er vor seiner Tür Geschenke: einen Kuchen, weil er ja keinen Honig hat, um selber einen zu backen. Feuerholz, damit er es schön warm hat und ein Buch, das sie besonders mögen. Bruno nimmt die Geschenke an, kommt aber deswegen nachts nicht zur Ruhe. Da fasst er den Entschluss, seine Nachbarn zu besuchen. Und siehe da: Es gefällt ihm!
Eine wunderschöne Geschichte, wie ich finde. Bruno möchte seine Ruhe, aber zunächst lassen die Kaninchen nicht locker und wollen sich mit ihrem einzigen Nachbarn anfreunden, obwohl er so ruppig ist. Sie verstehen ihn sogar, unterschreiben ihren Brief mit „Ihre Nachbarn (diese nervigen Kaninchen)“. Sie akzeptieren seinen Wunsch nach Ruhe und lassen sich doch nicht abweisen, freundlich zu sein. Damit erweichen sie letztlich sogar sein Herz. Offensichtlich ist Bruno mit seiner ruppigen Art es nicht gewohnt, Freundlichkeit zu empfangen.
Die Bilder sind klasse. Der grimmige Bär, die niedlichen, fröhlichen Kaninchen, liebevolle Details wie das Schild neben der Klingel mit der Aufschrift „Klingeln verboten“ oder die Fußmatte „Zutritt verboten“, die Kaninchen, die sich zu dritt mit einer Axt abkämpfen oder Bruno, der x Sorten Honig hat und sich erst einmal zehn Löffel davon in seinen Tee macht, nachdem die Kaninchen wieder gegangen sind. Am besten gefällt mir eins, auf dem man riesengroß Brunos Kopf mit den gefletschten Zähnen und zwei verschreckte Kaninchen sieht – da könnte man glatt Angst bekommen.
Der Text ist sehr kindgerecht. Die Sätze sind kurz und verständlich, typografische Hervorhebungen lockern ihn auf. Auf den meisten Seiten steht nur sehr wenig Text. Einzig der Brief ist länger. Dass darin das Lieblingsbuch der Kaninchen erwähnt wird, Per Anhalter durch die Galaxis, ist mein einziger Kritikpunkt, denn das können kleine Kinder nicht verstehen, das ist eher ein Gag für die vorlesenden Eltern.
Ein rundum gelungenes Bilderbuch über Individualismus und den Wert von Freundschaft.
Ciara Flood: Bruno und die Nervkaninchen. Aus dem Englischen von Anna Butte. Kerle 2015. 40 Seiten, Euro 14,99, ISBN 978-3-451-71300-2.
Zur Verlagsseite – bei Amazon – und in jeder Buchhandlung.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.