Ariane Grundies: Fanny Furios. Ich bin mal schnell die Welt retten

Fanny hat einen Verein für Gerechtigkeit und gegen Dummheit gegründet. Bisher hat er nur zwei weitere Mitglieder, ihre Freunde Leni und Junho. Doch dann will ausgerechnet Jeannette, genannt Netti, eintreten, die Fanny nicht ausstehen kann. Während der Verein sich für eine Abschaffung von Plastiktüten an der Schule einsetzen will, macht Fanny alles, um Netti wieder loszuwerden: Sie stellt falsche Behauptungen auf, bringt sie in Misskredit und ändert extra die Vereinsregeln, um sie möglichst schnell wieder loszuwerden. Und während sie mit den Vereinszielen recht gut vorankommen, kommen ihre Freunde nach und nach hinter ihre fiesen Aktionen und sind sauer.

Eigentlich ist Fanny ein tolles Mädchen mit einem guten Bewusstsein für Ungerechtigkeiten. Im Moment ist sie allerdings wegen einiger Ereignisse etwas durcheinander. Sie merkt sogar, dass sie total unfair gegenüber Netti handelt, aber sie kann es einfach nicht ändern. Als ich den Grund für ihre Abneigung erfuhr, war ich verblüfft, weil es so eine Banalität ist. Das machte mir die Protagonistin ziemlich unsympathisch. Zwar ist es schön ist, dass sie am Ende noch alles einsieht und die Kurve bekommt, ihr Verhalten ist auch irgendwie menschlich, aber trotzdem habe ich mich viele Seiten lang über sie geärgert. Das konnten gute Ziele (nicht immer gut umgesetzt) leider auch nicht herausreißen. Ich hatte Mühe, mich zum Weiterlesen aufzuraffen.

Was ich auch etwas überzogen finde: Die Familie von Fannys bester Freundin Leni ist durch eine Erbschaft zu Geld gekommen, weshalb sie jetzt in einer Villa wohnen „müssen“ und Leni von einem Chauffeur in einer Luxuslimousine zur Schule gebracht werden „muss“. Eine große Party am Ende soll auch dazu dienen zu zeigen, dass reiche Leute gar nicht immer doof sein müssen. Es ist ja schön, dass sich Leni durch das Geld nicht verändert hat, aber ist es nicht arg klischeehaft, dass sie wegen einer Erbschaft nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad zur Schule kommen kann, wenn sie dadurch Probleme mit den anderen Kindern bekommt?

Ich kann mir vorstellen, dass sich viele Kinder gut mit der Idee identifizieren können, einen Verein zu gründen (machen das nicht alle Kinder irgendwann einmal?) und damit so erfolgreich zu sein wie Fanny und ihre Freunde. An Fanny können sie dann gleich sehen, wie eine Vorsitzende sich nicht benehmen sollte. Auch die Vereinsziele, die Meerestiere vor Plastiktüten zu schützen, können die Leserinnen und Leser sicher teilen und sie bekommen ganz nebenbei ein paar Tipps, wie man etwas erreichen kann und welche Vorgehensweise nicht so sinnvoll ist. Allerdings gefiel es mir nicht so gut, dass der Direktor seine zu Demonstrationszwecken entwendeten Fische bis zum Ende des Buches nicht wiederbekommen hat.

Die Idee, Kindern in einem Roman Umweltschutz nahebringen zu wollen, hier die Vermeidung von Plastiktüten, ist ja schön. Doch leider bin ich mit der Protagonistin nicht warm geworden. Das mag Geschmackssache sein. Für Kinder von 9 bis 11 Jahren.

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Ariane Grundies: Fanny Furios. Ich bin mal schnell die Welt retten. Dressler 2016. 192 Seiten, Euro 12,99, ISBN 978-3-7915-0001-0.

Zur Verlagsseite – bei Amazon – und in jeder Buchhandlung.

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

2 Kommentare zu “Ariane Grundies: Fanny Furios. Ich bin mal schnell die Welt retten

  1. Wenn ich “Gefällt mir” anklicke, dann übrigens nicht, weil ich nun unbedingt sofort das Buch verschenken möchte, sondern weil mir gefällt, was Du dazu schreibst, so zum Beispiel die Kritikpunkte. Gibt es da nie Missstimmungen mit betroffenen Verlagen?

    • Nein, tatsächlich noch nie. Ich bin schon auf Tippfehler oder sachliche Fehler aufmerksam gemacht worden, aber es hat sich noch nie ein Verlag beschwert oder mir keine weiteren Bücher mehr zur Verfügung gestellt. Ich finde ja, dass die Rezensionen insgesamt glaubwürdiger sind, wenn ich auch mal kritisiere. Ich bin inzwischen recht gut bei der Auswahl der Bücher, sodass mir tatsächlich die meisten gefallen, aber es kann einfach nicht jedes Buch superduper sein.
      Ich habe mal gelesen, dass es sowieso egal sei, Hauptsache, das Buch taucht im Netz auf. Ich habe keine Ahnung, ob das wirklich stimmt.

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