Wenn ein Kind auf die Welt kommt, glauben viele Eltern, mit dem Urlaub sei es jetzt erst mal vorbei. Oder zumindest mit der Art von Urlaub, die sie bis jetzt geliebt haben. Je nachdem, was sie sich bisher unter einem gelungenen Urlaub vorgestellt haben, mag das sogar stimmen. Aber viele Einschränkungen existieren nur im Kopf. Da hilft es, sich einmal anzuschauen, wie andere Eltern Urlaub machen. Geraldine Friedrich lässt in ihrem Buch Eltern zu Wort kommen, die vollkommen unterschiedliche Urlaube mit ihren Kindern gemacht haben – von recht normal bis völlig ungewöhnlich.
Das Spektrum der Urlaubsarten ist sehr breit: Eine Mutter reist mit ihrem Sohn per Fernbus 40 Stunden bis ans Schwarze Meer. Eltern eines schwer behinderten Mädchens und zweier gesunder Söhne verbringen eine Woche auf einem Hausboot. Ein Ehepaar fliegt mit seinen Kindern zweimal in den Oman. Fünf befreundete Ehepaare mit fünf Babys mieten zusammen ein Haus in den Bergen, um wie früher Skifahren zu können. Cluburlaub, stationärer Aufenthalt in einem Ferienhaus und eine Wohnmobilrundreise kommen ebenso vor wie Ferien auf dem Bauernhof oder Wohnungstausch. Mal reist ein Elternteil allein mit dem Kind, mal kommen Oma und Opa auch noch mit. Die Kinder sind in ganz unterschiedlichem Alter, die Wünsche an den Urlaub unterscheiden sich ebenso.
Was für eine Art Urlaub war es, wie alt waren die Kinder, welches Verkehrsmittel wurde gewählt, wie lange dauerte die Reise, wo und wie wurde übernachtet, was hat alles gekostet, was wurde unternommen und wie lange vorher musste das alles geplant werden? Und, natürlich besonders interessant: Wie hat das alles geklappt? Würden die Eltern den Urlaub genau so weiterempfehlen oder würden sie beim nächsten Mal etwas anders machen? – All diese Fragen werden umfassend geklärt, sodass die Leser sich ein Bild machen können.
Ein Interview mit einem Tropenmediziner zu den Themen Fernreisen und Impfen und ein umfangreicher Anhang mit Adressen und Tipps runden das Buch ab.
Ich habe die Lektüre als sehr spannend und vor allem als sehr inspirierend empfunden. Natürlich muss jede Familie selber herausfinden, welche Art von Urlaub ihr liegt und welche Wünsche und Interessen zu berücksichtigen sind. Aber die vielfältigen Beispiele zeigen, dass mit Kindern viel mehr möglich ist, als man spontan denkt. Nicht alles wäre für uns infrage gekommen, aber den einen oder anderen Urlaub würde ich sofort antreten bzw. hätte es gemacht, als meine Kinder in dem passenden Alter waren. Eine Geschichten zeigt auch, wie man es (meiner Meinung nach) besser nicht machen sollte. Aber auch das bringt ja eine Menge Erkenntnisse mit sich.
Gut gefällt mir, dass jeweils Vor- und Nachteile der Reiseform genannt werden, denn daran kann man gut überprüfen, wie man selber dazu steht. Auch die Hinweise, was die Familien beim nächsten Mal anders machen würden, finde ich sehr hilfreich. Was ganz wichtig ist: Die Berichte sind ehrlich. Da wird nichts beschönt, sondern ganz offen angesprochen, was nicht so gut geklappt hat oder was leicht hätte schiefgehen können. Dadurch werden manche Ängste genommen, aber man kann genauso gut zu dem Schluss kommen, einen Wunschurlaub doch lieber noch ein paar Jahre aufzuschieben.
Ein tolles, sehr inspirierendes und Mut machendes Buch für Eltern von Kindern aller Altersstufen, die davon träumen, einmal ganz anders Urlaub zu machen, sich aber bisher nicht getraut haben.
Geraldine Friedrich (Hrsg.): Günstig reisen mit Kindern. Von Österreich bis Oman. Edition reiseratte 2015. 230 Seiten, Euro 11,95, ISBN 978-3-945309-02-5.
Zur Verlagsseite – bei Amazon – über Buchhandel.de – oder in eurer Lieblingsbuchhandlung.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.