Eine Reise durch die Zeit? Oder durch den Raum?
Toms Eltern sind vor Jahren bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen, doch ihre Leichen wurden nie gefunden. Tom wächst bei seiner Großmutter auf. Als ein Fischer eines Tages eine Dose mit einem Brief findet, der vermuten lässt, dass die Eltern noch leben – und zwar im Mittelalter! –, sind beide zutiefst verunsichert. Sie suchen Hilfe bei einem Professor, der die Viele-Welten-Theorie vertritt und der Meinung ist, dass die verschiedenen Universen sich an manchen Stellen überschneiden. Als sie der Sache auf den Grund gehen wollen, landen Tom und der Assistent des Professors, Maximilian Winter, in diesem parallelen Mittelalter.
Der beißende Geruch von frisch geschlachtetem Vieh stieg Tom in die Nase. Blutgestank breitete sich aus. Hunde rannten kläffend in eine Seitengasse, um das eine oder andere Stück Fleisch zu reißen. Nur wenige Menschen waren zu sehen, und keiner schien die beiden zu beachten. Die Straßen waren nicht gepflastert. Tom bemühte sich, den großen Pfützen auszuweichen, während er sich umsah. Eigentlich hatte diese Stadt nichts Bedrohliches an sich. Stattdessen rief die Gegend eine Erinnerung in ihm wach, als ob er schon einmal hier gewesen wäre.
Abenteuerliche Suche
Der sympathische Protagonist Tom hat großes Glück, dass er in dem parallelen Mittelalter einen Historiker an seiner Seite hat, der nicht nur die Gepflogenheiten der Zeit kennt, sondern sich auch verständlich machen kann. Auf der Suche nach Toms Eltern stellen sie fest, wie ähnlich diese Zeit der ihren ist, dass aber kleine Veränderungen große Auswirkungen haben können. Sie greifen massiv in den Lauf der Geschichte ein und erleben dabei Aufregendes. Doch auch wenn sie sich nach und nach einleben, geraten ihre Ziele, die Suche nach Toms Eltern sowie die Rückkehr in ihre Welt, nie aus ihrem Blick.
Fremd, aber doch irgendwie bekannt
Die Erlebnisse der beiden jungen Männer werden sehr glaubwürdig geschildert. Tom wirkt für sein Alter etwas reif und abgeklärt, was aber darauf zurückgeführt werden könnte, dass er mit 9 Jahren Waise wurde, ich fand, dass es zu der Figur passt. Maximilian Winter war mir zunächst sehr unsympathisch, doch im Laufe der Geschichte habe ich mich doch noch mit ihm und seiner Art angefreundet. Das Leben im Mittelalter hat den Wissenschaftler etwas zurück auf den Teppich gebracht. Interessant ist die Idee, statt durch die Zeit in ein paralleles Universum zu reisen. Das ermöglicht ein „Was wäre wenn?“, da Veränderungen keine Auswirkungen auf die heutige Zeit haben, sondern nur in dieser Welt wirken. Sie zeigen aber, welche große Folgen manch eine kleine Entscheidung auf die Entwicklung hat/hätte haben können.
Die Ereignisse sind im Rahmen der dargestellten Möglichkeiten in sich logisch, das parallele Mittelalter, die dortigen Ereignisse und Personen sind überzeugend geschildert. Ganz nebenbei kann man ein wenig über die Geschichte von Sarum/Salisbury lernen. Die Multiversum-Theorie fand ich stellenweise etwas zu kompliziert, aber da die Handlung sehr schnell zur Praxis übergeht, war das nicht weiter problematisch.
Fazit: Ich hatte viel Spaß an der spannenden Reise in ein angrenzendes Universum und denke, dass das Buch Leserinnen und Lesern ab 12 Jahren gefallen müsste, die eine geschickte Mischung von historischem Roman und Science-Fiction mögen.
Petra Mattfeld: Multiversum 1. Der Aufbruch. Buntstein 2015. 336 Seiten, Euro 9,99, ISBN 978-3-956690-28-0.
Zur Verlagsseite – bei Amazon – bei buch7 – im Onlineshop eurer Buchhandlung – und in der Buchhandlung um die Ecke.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.
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