Über den Umgang mit Trauer
Yolandas Mutter ist gestorben. Yolanda vermisst sie sehr. Sie hat keine Worte dafür, wie sehr. Yolanda merkt, dass die Menschen nicht gerne über den Tod reden. Sie hat aber das Bedürfnis, über ihre Mutter zu sprechen. Sie entdeckt, dass ihr kleiner Bruder mit seinem Bär spricht und tut, als wäre er die Mutter. Sie unterhält sich mit ihrem Vater, ihrer Tante, den Großeltern und einer Freundin ihrer Mutter. Jeder von ihnen hat andere Erinnerungen, eine andere Art, mit dem Verlust umzugehen. Für ihren Vater steckt die Mutter in all den Dingen, die sie genutzt hat.
Mama ist in den Dingen und die Dinge sind Mama.
Die Tante findet es wichtig, über die Mutter zu reden.
Ich finde es gerade sehr schön, wenn du mich nach Mama fragst. Solange wir über Mama reden, ist sie immer noch ein bisschen bei uns. Wenn wir nicht mehr über Mama sprechen und nie an sie denken, erst dann wird Mama verschwinden.
Für Oma steckt die Mutter in Yolanda, die ihr sehr ähnlich sieht, für Opa in den Blumen, die auf dem Grab wachsen.
Mama ist Natur und Natur ist Mama.
Schließlich hat Yolanda einen Traum, in dem ihr ihre Mutter ganz nahe ist. Da weiß sie auf einmal, wo ihre Mama für sie ist.
Viel Trost
Yolanda kann den Tod ihrer Mutter noch nicht begreifen. Gerade war sie noch da und von einem Moment auf den anderen nicht mehr. Zum Glück wird ihr Bedürfnis, über die Mutter zu reden, wahrgenommen und gestillt. So erfährt sie, dass jeder anders mit dem Tod umgeht, dass aber jeder etwas hat, woran er sich festhalten kann. Dass sie diese Vielfalt an Erinnerungen erfahren darf, macht es ihr möglich, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen. Am Ende ist sie natürlich immer noch traurig, doch sie hat für sich herausgefunden, worin sie ihre Mutter sieht und spürt.
Die Bilder, die in gedeckten Farben gehalten sind, haben mich sehr berührt. Auf dem ersten Bild sieht man Yolanda mit großem Kopf und riesigen traurigen Augen, da sorgt das Kindchenschema dafür, dass die Betrachter dieses gerade mutterlos gewordene Kind am liebsten in die Arme schließen möchte. Manche Bilder zeigen reale Situationen wie die Beerdigung oder Yolanda beim Gespräch mit ihrem Vater, manche sind aber fantastisch: Bilder ihrer Mutter fliegen beim Erzählen durch die Lust oder werden riesig. Gegen Ende kommt wieder mehr Farbe und mehr Strahlen in die Bilder, was optimistisch und hoffnungsvoll wirkt.
Der Text ist gut verständlich, die Sätze kurz, der Anteil wörtlicher Rede recht lang. Am Ende eines jeden Gesprächs über Yolandas Mutter steht in Kursivschrift Yolandas Fazit aus der Unterhaltung.
Mama ist im Wind und der Wind ist Mama.
Wo ist Mama jetzt?
Ich finde den Umgang mit dem Thema Tod in diesem Bilderbuch sehr gelungen. Yolanda wird mit ihrem Fragen und ihrem Redebedürfnis ernstgenommen. Sie hört sich an, in welchen Dingen oder Situationen die anderen ihre Mutter erleben und warum. Aber niemand versucht, ihr seine Sicht aufzudrücken. Alles, was sie hört, bringt sie ihrer Mutter wieder näher und sie hat die Chance, eine eigene Haltung zu entwickeln und sich zu überlegen, wo ihr selbst die Mutter am nächsten ist.
Fazit: Natürlich trauert jedes Kind anders, sodass dieses Buch nicht für jedes Kind passen wird. Da es das Thema Tod aber so behutsam aufgreift und die Möglichkeiten der Erinnerung so liebevoll vermittelt, kann ich mir vorstellen, dass es älteren Vorschulkindern und auch jüngeren Grundschülern helfen kann, den Tod eines Angehörigen oder anderen geliebten Menschen besser zu verkraften.
Pimm van Hest, Sasafras de Bruyn: Überall und irgendwo. Aus dem Niederländischen von Johnny van Hove. Alibri 2017. 28 Seiten, Euro 16,00, ISBN 978-3-86569-258-0
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.
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Thank you so much for this beautiful, warm and compassionate review of our book “Überall und Irgendwo” It means a lot to MMe and Uzz that our book has been published in Germany as well ánd is being embraced so lovingly! I send you warm greetzz from MMe – PiMM van Hest (author of this book) from the Netherlands ❤️ PiMM 👍