Michelle Knudsen, Kevin Hawkes: Ein Löwe in der Bibliothek!

Alle lieben Geschichten

In mancherlei Hinsicht bin ich ja recht einfach gestrickt. Kommt in einem Buchtitel das Wort Buch vor oder Bücher oder Bibliothek, ist meine Neugier geweckt. So auch in diesem Fall. Dazu das ansprechende Cover mit einem freundlich wirkenden Löwen, lesenden Kindern und einem hohen Regal voller Bücher. Klar, dass ich dieses Bilderbuch lesen wollte. Ich wurde nicht enttäuscht.

Eines Tages taucht ein Löwe in der Bibliothek auf, geht einfach an der Information vorbei, schaut sich alles an und legt seinen Kopf auf einen Sitzsack in der Erzählecke und schläft. Herr Hicks, ein Bibliothekar, läuft zur Direktorin. Die möchte wissen, ob das gegen irgendwelche Regeln verstößt. Nein? Dann ist es doch kein Problem. Frau Pepper sind Regeln überaus wichtig.

Das kleine Mädchen zupfte an Frau Peppers Kleid. „Wenn er verspricht, dass er leise ist, darf er dann morgen wieder zur Erzählstunde kommen?“, fragte es.
Der Löwe hörte auf zu brüllen. Er schaute Frau Pepper an. Frau Pepper musterte ihn.
Dann sagte sie: „Ja. Ein netter, leiser Löwe darf natürlich zur Erzählstunde kommen.“
„Jippie!“, riefen die Kinder.

Von da an kommt der Löwe regelmäßig. Am liebsten mag er die Erzählstunden. In der übrigen Zeit spannt ihn Frau Pepper für ihre Arbeit ein. Alle gewöhnen sich an ihn. Doch dann passiert etwas, was den Löwen dazu bringt, gegen die Regeln zu verstoßen. Er ist sich seines Vergehens bewusst, traurig geht er davon und bleibt fortan weg. Alle vermissen ihn schmerzlich. Schließlich beschließt Frau Pepper, ihn zu suchen.

Wozu sind Regeln da?

Wenn ein Löwe in der Bibliothek auftaucht, ist an sich mit Panik zu rechnen. Doch in den Gesichtern der übrigen Bibliotheksbesucher liest man eher Verblüffung und Staunen als Angst. Als er schläft, wagen sich sofort die ersten Kinder heran, die neugierig den Schwanz berühren. Von da an wird er akzeptiert und gehört schon fast zum Inventar. Es ist ja auch praktisch. Mit einem Löwenschwanz kann man zum Beispiel super Staub wischen, etwas, was in einer Bibliothek immer nötig ist. Alles ist gut, solange er sich an die Regeln hält.

Doch dann bricht er die Regeln – aus gutem Grund. Weil er das genau weiß, wartet er nicht auf seinen Hinauswurf, der ihm unvermeidlich erscheint, sondern geht traurig davon. Regeln erleichtern das Zusammenleben und machen in diesem Fall das Funktionieren der Bibliothek möglich. Die Geschichte macht aber sehr gut deutlich, dass man Regeln nicht über alles stellen darf, dass es Situationen gibt, in denen man die Regeln ignorieren kann und muss, weil gerade etwas anderes wichtiger ist. Das weiß der Löwe und richtet sich danach, er erwartet aber dennoch nicht, dass ihm deswegen verziehen wird. Doch natürlich geht am Ende alles gut aus.

Keine Regel ohne Ausnahme

Das ist meines Erachtens eine wichtige Erkenntnis für Kinder: Es gibt Regeln und Vorschriften, an die sie sich im Normalfall halten sollen. Doch dabei sollten sie nicht ihren gesunden Menschenverstand außer Acht lassen. Natürlich ist das keine einfach Lektion, da der kindliche Verstand viele Erwachsenen-Regeln für unsinnig hält. Ich finde, darüber kann man gut ausführlich mit ihnen diskutieren.

Die Geschichte ist gut verständlich geschrieben. Sie enthält viel wörtliche Rede und ist in einer vielen Kindern bekannten Welt angesiedelt, in die der Löwe ein fantastisches Element hineinbringt. Sie lebt aber vor allem von den wundervollen Bildern. Die Emotionen der Menschen werden sehr gut vermittelt und der Löwe wirkt so knuddelig-sympathisch, dass ich ihn sofort ins Herz geschlossen habe.

Fazit: Eine spannende Geschichte mit einem liebenswerten Protagonisten, die deutlich macht, dass Regeln wichtig sind, aber auch einmal übertreten werden dürfen. Für Kinder von 4 bis 7 Jahren.

Michelle Knudsen, Kevin Hawkes: Ein Löwe in der Bibliothek! Aus dem Englischen von Seraina Maria Sievi. Orell Füssli 2017. 42 Seiten, Euro 14,95, ISBN 978-3-280-03542-9.

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