Rezension: Benedict Mirow: Die Chroniken von Mistle End 1

Plötzlich Druide

Cedrik ist nicht gerade glücklich, dass er aus London in das kleine schottische Nest Mistle End umziehen muss, nachdem sein Vater seinen Job verloren hat. Auch sein erster Eindruck von dem Ort ist merkwürdig. Die Menschen kommen ihm etwas komisch vor, und zwei Kinder, die er zuerst nett fand, erzählen ihm plötzlich etwas von Werwölfen und Zauberei. Er fühlt sich ziemlich veräppelt und ist sauer. Doch in der Nacht passiert etwas – ein Greif spricht mit ihm. Sicherlich war das ein merkwürdiger Traum – oder etwa doch nicht?

Cedrik muss akzeptieren, dass in Mistle End andere Gesetze gelten als andernorts. Als sich dann noch herausstellt, dass er ein Druide ist, einer der letzten auf der Welt, ist er fasziniert. Er soll Tiere und Pflanzen kontrollieren können? Doch leider gibt es einige Leute, die ihn ihm eine große Gefahr sehen. Droht wirklich ein großer Kampf? Zum Glück stehen seine neuen Freunde Emily, eine Gestaltwandlerin, und Elliot, ein Nachwuchs-Hexer, ihm zur Seite.

Magisches Dorf

Für viele Kinder wäre schon der Umzug aus der Großstadt in ein kleines Nest eine Zumutung. Gegen das, was jedoch Cedrik in den Stunden und Tagen nach seiner Ankunft erleben muss, ist diese Umstellung pipifax. Cedrics Leben wird auf den Kopf gestellt, was er für unglaublich, für Legenden und Mythologie hält, stellt sich als wahr heraus. In Mistle End ist nichts, wie es zuerst scheint. Cedrik wird von dem Greif zu einer gefährlichen Prüfung aufgefordert, bei der nicht nur er selbst in Gefahr gerät. Er erfährt endlich die Wahrheit über seine Mutter und entdeckt nach und nach seine Fähigkeiten. Leider gerät er damit auch ins Visier des Rates. Dessen Gerede von einer drohenden Gefahr hält zunächst für Quatsch, doch schneller, als er es für möglich gehalten hätte, scheint sie Wirklichkeit zu werden.

Leben auf den Kopf gestülpt

Alles, was Cedrik wusste und glaubte, scheint nicht mehr zu stimmen. Dafür hält er sich sehr tapfer. Er ist ein abenteuerlustiger, neugieriger Junge mit ausgleichendem Wesen und Gerechtigkeitssinn. Ohne seine Freunde, die ihn in die fremden Welt einführen, wäre er allerdings verloren.

Emily und Elliot entwickeln sich schnell zu guten Freunden, dass aber auch sie nicht immer nett sind, erkennt man an ihrem Verhalten einem Außenseiter gegenüber. Das macht sie zwar für Momente weniger sympathisch, aber letztlich auch glaubwürdiger als Menschen mit Ecken und Kanten.

Von wegen verschlafenes Nest

Das vermeintlich verschlafene Dorf Mistle End hat zwei Seiten: eine für die Außenwelt, zum Beispiel den anfangs ahnungslosen Cedrik, und eine für magische Menschen. Dieses Dorf und seine ungewöhnlichen Bewohner zusammen mit Cedrik zu entdecken, machte großen Spaß. Der Bibliothekar, der Bäcker, die Kräuterhexe, alle werden mit liebevollen Details beschrieben.

Schön auch, dass immer wieder etwas zu den mythologischen Wesen erklärt wird, in keltischer Mythologie kenne ich mich wenig aus, sodass ich das hilfreich fand.

Schnell kommt es zu aufregenden, ein wenig bedrohlichen Ereignissen wie der Prüfung, der Theatervorstellung oder der Vorsprache beim Rat. Ab da schwebt eine Bedrohung über der Geschichte und man wartet darauf, dass sie eine drastische Wendung nimmt.

Gute Inszenierung

Es gelang der Geschichte, mich von Anfang an zu fesseln. Ich habe das mehr als sechs Stunden lange Hörbuch an zwei Abenden gehört und mich den ganzen Tag schon auf den Moment gefreut, als ich endlich Zeit zum Weiterhören hatte. Die Sprecher überzeugen allesamt, aber der Wintergreif, gesprochen von Sebastian Mirow, war einfach großartig. Mir lief dabei immer ein kleiner Schauer den Rücken hinunter. Niemals wäre ich darauf gekommen, dass der gleiche Specher auch Cedriks Vater spricht. (Schottische) Musik und passende Hintergrundgeräusche sorgen dafür, dass man regelrecht in die Geschichte hineingesogen wird. Das Zuhören machte vom Anfang bis zum Ende Spaß.

Am Ende der Geschichten blieben einige Fragen ungeklärt. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und darauf wieder in die fantastische Welt von Mistle End eintauchen zu können.

Fazit: Das hervorragend inszenierte Hörspiel bietet einen vielversprechender Auftakt zu einer neuen Fantasyreihe für Kinder ab 10 Jahren mit einem sympathischen Helden, vielen fantastischen Gestalten, mythologischen Elementen und spannenden Abenteuern.

Benedict Mirow: Die Chroniken von Mistle End 1. Der Greif erwacht. DAV 2020. 1 MP3-CD, 6 h 28 min, Euro 16,99, ISBN 978-3-7424-1657-5.

Sprecherinnen und Sprecher: Jona Mues, Maxi Belle, Maresa Sedlmeir, Malte Wetzel, Valentin Mirow, Sebastian Mirow, Medeleine Stolze, Johannes Steck, Frank Behnke, Mio Jeremias Lechenmayr, Leonie Mirow, Kathrin Simon, Katja Schild, Benedict Mirow, Uwe Kosubeck, Maria Magdalena Rabl, Berno von Cramm, Emily Binding.

__________________________________________________

WERBUNG (*)

Zur Verlagsseite – bei Amazon – im Onlineshop eurer Buchhandlung – und in eurer Lieblingsbuchhandlung.

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

(*) Nach dem Telemediengesetz sind Links auf Verlage, Shops und Affiliate-Links (hier: Amazon) als Werbung zu kennzeichnen, übrigens ganz unabhängig davon, ob das Buch ein Rezensionsexemplar ist oder selbst gekauft wurde. Ich bekomme kein Geld von den Verlagen, sie stellen mir lediglich ein Buch zur Verfügung. Das verpflichtet mich zu nichts, ich schreibe auch kritische Rezensionen oder verzichte ganz darauf, ein Buch zu besprechen. Meine Meinung ist nach wie vor unabhängig. Die Links sind ein Service für euch Blogbesucher, auf den ich nicht verzichten möchte. Lediglich über den Amazon-Affiliate-Link verdiene ich etwas Geld – falls jemand etwas bestellt, nachdem er den Link benutzt hat, bekomme ich ein paar Cent.