Mo Anders: Die Reise der blauen Perle nach Schweden

In jedem Band der Geschichte der blauen Perle profitiert ein anderes Kind in einem anderen Land für zwei Tage von ihren Fähigkeiten: Sie ermöglicht es ihrem Träger, sich mit Tieren zu unterhalten. Gerade erst hat Erik aus Schweden den Brief seiner tunesischen Freundin Neyla geöffnet und wundert sich noch, was er bitteschön mit einem Schmuckstück anfangen soll und warum Neyla so geheimnisvoll tut, da passiert es schon: Er ist mitten in einer Unterhaltung mit einem Elch. Erik erklärt dem Elch, wie Menschen leben und warum sie tun, was sie tun. Genauso berichtet der Elch über sein Leben. Dabei erfahren die Leser viel über Schweden, seine Geografie, die Tiere und Pflanzen, die Kultur und die Feste. Und immer wieder fließen schwedische Wörter ein. Weil das alleine natürlich viel zu trocken und langweilig wäre, ist alles in eine spannende Geschichte eingebunden:

Erik ist unglücklich, weil morgen Mittsommerabend ist und sein Vater der Mutter seiner Freundin Britta eine Liebeserklärung machen will. Das glaubt er jedenfalls verstanden zu haben, als er zufällig ein Gespräch mit angehört hat. Er ist entsetzt. Nicht etwa, dass er Brittas Mutter nicht mag. Im Gegenteil, er findet Alva nett. Aber Britta hat ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit verraten, dass ihre Mutter eine andere Frau liebt. Wie soll er seinen Vater nur davon abhalten?

Erik und die Elchkuh, die er Ebba tauft, entwickeln einen Plan. Doch dazu müssen sie nach Stockholm, wo sie sich mit zwei Problemlösern treffen wollen. Das ist allerdings ziemlich weit. Auf dem Weg erleben sie etliche Abenteuer, zum Beispiel lernen sie Abba-Imitatoren kennen. Erik erzählt, Ebba erzählt, und schon hat der Leser wieder ein wenig mehr über Schweden erfahren, vom Königshaus über die Wirkung von an Mittsommer gepflückten Blumen über mehr oder weniger leckere Spezialitäten bis hin zu Nils Holgersson. In Stockholm erleben die beiden eine Enttäuschung, wollen aber versuchen, bis zur Mittsommerfeier wieder zu Hause zu sein. Ob sie es schaffen? Und ob Erik seinen Vater vor einer großen Enttäuschung bewahren kann?

Wieder schafft es die Autorin, eine perfekte Mischung zwischen Wissensvermittlung und spannender Handlung hinzubekommen. Sogar ich, die ich schon mehrfach in Schweden war und einiges über das Land weiß, habe noch ein wenig dazugelernt. Erik und Ebba sind liebenswerte Protagonisten, denen man wünscht, dass sie Erfolg bei ihren Missionen haben. Logischerweise geht es nicht ohne Komplikationen ab, wenn ein Junge und ein Elch durch Schweden reisen und durch Stockholm wandern, sodass es auch immer wieder Gelegenheit zum Lachen gibt. Gut gefallen hat mir auch, dass ganz selbstverständlich geschildert wird, dass Brittas Mutter in eine Frau verliebt ist.

In Anhang finden die Kinder weitere Informationen über Schweden: eine Zusammenstellung interessanter Fakten (Währung, Hauptstadt, Regierungsform, Geschichte, Nobelpreis, Kinderbücher, Spezialitäten, Musik und einiges mehr), Links und einen kleinen Sprachführer.

Der Schreibstil ist flüssig, die Sätze recht kurz und einfach gehalten, sodass Leseanfänger gut zurechtkommen können, aber die schwedischen Begriffe sorgen auch für kleine Herausforderungen. Die Zeichnungen der Autorin lockern den Text auf. Kinder ab 8 Jahren werden auch mit diesem Band (es ist der vierte) ihren Spaß haben. Zwei Stationen der blauen Perle habe ich hier bereits vorgestellt: Hawaii und Kambodscha. Die Geschichten lassen sich unabhängig voneinander lesen.

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Mo Anders: Die Reise der blauen Perle nach Schweden. Qindie 2014. 152 Seiten, Euro 7,95, ISBN 978-3-00-047425-5.

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Ich danke der Autorin für das Rezensionsexemplar.