Jennifer Holm: Der vierzehnte Goldfisch

Ellie ist 11, ihre Eltern sind geschieden, verstehen sich aber immer noch gut. Sie ist mit ihrem Leben ganz zufrieden. Da ihre Eltern beide Theatermenschen sind, erwarten sie von ihr auch Begeisterung dafür, aber sie hat überhaupt keinen Spaß daran, auf der Bühne zu stehen. Sie müsse etwas finden, wofür sie brennt, rät man ihr. Leider hat Ellies bisher beste Freundin Brianna so etwas gefunden, nämlich Volleyball. Sie hat keine Zeit mehr für Ellie, die sich ein wenig einsam fühlt. Da bringt ihre Mutter eines Tages ihren angeblichen Cousin Melvin nach Hause. Er kommt Ellie merkwürdig bekannt vor und tatsächlich stellt sich heraus, dass es ihr Großvater ist, ein Wissenschaftler, der ein Mittel entdeckt hat, um sich zu verjüngen. Melvin muss nun mit ihr die Schule besuchen. Beide führen viele interessante Gespräche über die Wissenschaft und das Leben an sich. Dabei findet Ellie heraus, dass sie Wissenschaft total spannend findet. Nebenbei versuchen sie, irgendwie ins Labor zu kommen, in dem ihr Großvater gearbeitet hat, um seine Forschungsunterlagen herauszuholen. Das ist aber mit einigen Schwierigkeiten verbunden …

Ein dreizehnjähriger Junge mit dem Hirn eines alten Mannes – es bleibt nicht aus, dass das zu Verwicklungen und komischen Situationen führt. Melvin bringt Ellie seine Liebe zur Wissenschaft näher. Ellie empfindet zunächst nur Begeisterung, aber mit der Zeit entwickelt sie auch Skepsis. Beispielsweise findet sie Robert Oppenheimer erst toll, schließlich hat seine Bombe den Krieg beendet. Doch dann erfährt sie etwas über das Danach und ihr wird bewusst, dass man auch über die Folgen wissenschaftlicher Entwicklungen nachdenken muss. Da schaltet ihr Großvater auf Durchzug, doch mit der Zeit lernt er von seiner Enkelin. Natürlich hat auch der merkwürdige Titel eine Bedeutung, die ich aber nicht verraten möchte.

Die Protagonisten sind alle sehr schön herausgearbeitet: Ellie, eine durchschnittliche Elfjährige, die gerade ihren Platz sucht – in der Welt, in der neuen Schule, im Freundeskreis. Melvin, der für einen Dreizehnjährigen arg altmodisch gekleidet ist und oft ziemlich arrogant rüberkommt, aber durchaus lernfähig ist. Die wirbelwindige, etwas chaotische Mutter und der Goth-Junge Raj, den Melvin als Helfer anheuert und mit dem sich Ellie überraschend gut versteht – ich mag sie alle.

Das klingt jetzt vielleicht nach einer langweiligen Geschichte voller philosophischer Diskussionen. Aber nein, das Buch ist toll! Ich bin wirklich begeistert. Die wiederholten Versuche, in Melvins Labor zu kommen, bringen ebenso Fahrt in die Geschichte wie der Running Gag, dass der dreizehnjährige Großvater ständig seine erwachsene Tochter belehren will. Ein rundum gelungenes Buch für alle ab 11 Jahren.

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Jennifer Holm: Der vierzehnte Goldfisch. Aus dem Amerikanischen von Beate Brammertz. 176 Seiten, Euro 12,99, ISBN 978-3-453-27022-0

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.