Rob Harrell: Spotz. Ein trollkühner Held

Nachdem der Troll Spotz in Band 1 (zur Rezension) mit seinen Freunden so viele heldenhafte Abenteuer erlebt hat, könnte man meinen, dass er in der Schule mehr Anerkennung bekommt. Aber nein, er ist und bleibt für die meisten anderen Schüler nur ein ekliger Troll. Doch als ihre Lehrerin nicht zum Unterricht erscheint und sie einen merkwürdig aussehenden Vertretungslehrer bekommen, wird er als Einziger misstrauisch. So kommt er schneller zu seinem nächsten Abenteuer, als er es sich hätte träumen lassen. Danach wollen eigentlich alle beim großen Fest entspannen, doch dann tauchen nach langer Abwesenheit die Wölfe wieder auf. Sie wollen die Nachfahrin von Rotkäppchen, um sich zu rächen! Doch wer soll das sein?

Ein Wolfsgeheul – daran war wirklich kein Zweifel möglich – zerfetzte den Lärm der Menge. Es war klar, laut … und sehr nah. Ich glaube, auf dem Fest befand sich kein einziges lebendiges Wesen, das nicht sofort von Kopf bis Fuß eine Gänsehaut mit Beulen so groß wie Eisenbahnschwellen bekam.

Spotz ist ein richtig toller Kerl, der im Laufe der Geschichte immer wieder über sich hinauswachsen muss. Er macht das aus Freundschaft, denn als jemand, der immerzu gemobbt und gemieden wird, nur weil er ein Troll ist, weiß er seine Freunde umso mehr zu schätzen. Außerdem ist er ein wenig in Sierra verliebt, mit der er soo gerne Riesenrad fahren würde. Für diesen Wunsch wird er vor allen bloßgestellt, als Troll darf er sich in den Augen der Gesellschaft nur für Trolle interessieren. Eigentlich ist er also ein bemitleidenswertes Wesen, doch er denkt gar nicht daran, sich mit der ihm zugeschriebenen Rolle zufriedenzugeben. Das macht ihn zu einem sehr sympathischen Typen, den der Leser einfach gern haben muss.

Auch Spotz’ Freunde mag ich sehr gerne: den überaus furchtsamen Kevin Kleinschwein, Sohn und Neffe der drei kleinen Schweinchen; Joe, der so gar nicht lustige Sohn des Hofnarren; Sierra, für die Spotz schwärmt und Goldie Löckchen, die Betreiberin der Schulkantine. Als Kontrast gibt es richtig fiese Charaktere: der abstoßende, mobbende Prinz Roquefort und vor allem die Horde gemeiner Wölfe, die endlich Rache an Rotkäppchen nehmen wollen.

Ich hatte am zweiten Band genauso viel Spaß wie am ersten. Spotz erzählt seine Erlebnisse mit einer Menge Selbstironie. Das Aufeinandertreffen verschiedenartigster Märchenwesen, die in den alten Geschichten nichts miteinander zu tun hatten, bietet viel Stoff für lustige und spannende Erlebnisse. Besonders gefällt mir die Idee, alte Geschichten, die mit „und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ geendet haben, auf solch originelle Art fortzusetzen. Die vielen Zeichnungen und Comicelemente machen die Lektüre sehr abwechslungsreich und lustig. Gerade etwas lesefaule Kinder kann man hiermit locken. Es gibt auch Gewaltszenen, beispielsweise beim Kampf gegen die Wölfe, die aber Tom-und-Jerry-Charakter haben – irgendwie kommt niemand ernsthaft zu Schaden.

Auch im zweiten Band ist dem Autor eine herrliche Mischung aus Spannung, Spaß, Action und etwas Klamauk gelungen, die Lesern von 9 bis 12 Jahren richtig gute Laune macht.

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Rob Harrell: Spotz 2. Ein trollkühner Held. Aus dem amerikanischen Englisch von Gabriele Haefs. Coppenrath 2016. 304 Seiten, Euro 14,95, ISBN 978-3-649-66845.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.