Pseudonymous Bosch: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Wenn ein Kinderbuch mit einem ganzseitigen Appell

„WARNUNG: Nicht weiterlesen!“

beginnt,

und der Leser auf der nächsten Seite so empfangen wird:

„Gut. Jetzt weiß ich, dass ich dir vertrauen kann. Du bist neugierig. Du bist mutig. Und du hast keine Angst, eine Verbrecherlaufbahn einzuschlagen. … Also, lass dir eins gesagt sein: Das ist ein sehr gefährliches Buch.“,

dann hat der Autor schon gewonnen. Die Neugierde der jungen Leser ist geweckt, und das Buch wird in den nächsten Tagen nur gezwungenermaßen aus der Hand gelegt. Die 316 Seiten sind ratzfatz verschlungen. Aber zum Glück gibt es ja schon eine Fortsetzung …

Worum geht es? Um ein Geheimnis, so weit, so klar. Deswegen wird gleich zu Anfang klargestellt, dass die verwendeten Namen selbstverständlich der Fantasie des Autors entsprungen sind und der Leser sich einfach die Handlungsort vorstellen soll, die ihm vertraut sind – seine Stadt, seine Schule. Die Heldin ist ein elfjähriges Mädchen, Kassandra, das ständig Unheil vorhersagt. Meistens treten diese glücklicherweise nicht ein, doch sicherheitshalber hat sie stets eine Notfallausrüstung dabei. Der Held heißt Max-Ernest, ein Junge, der unentwegt redet und keine Freunde hat. Die beiden lernen sich auf dem Schulhof kennen. Gemeinsam versuchen sie, das Rätsel des geheimnisvollen magischen Duftkastens zu lösen, den Kassadra aus dem Antiquitätengeschäft ihrer Ersatzgroßväter hat … So ungewöhnlich wie das ganze Buch ist auch der Schluss, wo einige mögliche Enden durchgesprochen werden und erwähnt wird, was alles weggelassen wurde, weil es ohnehin unnötig ist (so dass man letztlich doch alles Notwendige erfährt). Im letzten Kapitel wird der Leser eingeladen, das Buch selbst fertigzuschreiben. Dann kommt das ENDE. „Na ja, fast“ – denn nun folgen noch Kapitel null und ein Appendix mit Bastelanleitungen, Verschlüsselungscodes und Kartentricks. Und dann erst das ENDE. „Wirklich“

Ein rundum ungewöhnliches Buch, wieder einmal aus der Kategorie „Lesespass für Lesemuffel“. Aber auch Nicht-Lesemuffel kommen auf ihre Kosten. Für Jungs und Mädchen, sobald sie gut genug lesen können, um sich durch einen so langen Wälzer mit mittelgroßer Schrift zu kämpfen und für alle bis schätzungsweise 13, 14 Jahren.

Über den Autor lässt sich in diesem Fall nicht viel sagen. Dafür ist das schön gestaltete Cover hervorzuheben. Haptik-Fans wie mir macht es Spaß, beim Lesen die erhabenen Strukturen mit dem Finger nachzufahren.

Pseudonymous Bosch, Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis, Arena 2009, 316 Seiten, Euro16,95, ISBN 978-3401062563 Pick It!

Einen Einblick in die Art des Buches gibt auch die nett gemachte Website des Arenaverlages: www.geheimes-buch.de