Unerkannte Zusammenhänge
Wir Menschen sind schnell bei der Hand, wenn es darum geht, in die Natur einzugreifen. Ein Tier oder eine Pflanze, das/die uns gefällt, wird dann ohne größeres Nachdenken in ein anderes Land oder gar auf einen anderen Kontinent verpflanzt. Doch dort herrschen andere Bedingungen, beispielsweise fehlen Fressfeinde, und schon findet eine unerwartete explosionsartige Ausbreitung statt. Der Geister wieder Herr zu werden, erfordert dann Forschungen, großen Einsatz, viel Geduld und manchmal viel Geld – und nicht immer gelingt es.
Jedes Mal, wenn wir Menschen in dieses fein abgestimmte Gleichgewicht eingreifen, hat das Folgen, die wir überhaupt nicht überblicken können. Manchmal zeigen sie sich erst nach sehr langer Zeit an völlig unvorhergesehenen Orten. (S. 49)
Dieses Buch schildert achtzehn solcher Geschichten. Die meisten werden schon von den berühmt-berüchtigten Kaninchen gehört haben, die nach Australien gebracht wurden und stellenweise gutes Weideland zur Wüste machten.
Doch nicht immer muss etwas Fremdes in ein Ökosystem gebracht werden, um es zum Einsturz zu bringen. Eine ähnliche Wirkung kann es haben, wenn etwas vernichtet wird, was hineingehört. So geschehen auf Borneo, wo man die Malaria übertragende Anophelesmücke erfolgreich mit DDT bekämpfte. Doch kurz darauf brachen die Dächer der Häuser zusammen. Erst nach langem Forschen kam man darauf, dass auch die Wespen vernichtet worden waren, die ihre Eier in Raupen im Holz der Dächer legen und so deren Population gering halten. Doch das war noch nicht alles: Geckos fanden auf einmal sehr viele Raupen, fraßen sie, nahmen dabei immer geringe Mengen an DDT auf, starben nicht, wurden aber träge, weshalb sie leichte Beute für Katzen waren. Die Katzen starben schließlich, weshalb sich die Ratten unmäßig vermehren konnten und schließlich Fleckfieber verbreiteten. Statt mit Malaria hatten die Menschen nun mit Fleckfieber zu kämpfen.
Finger weg!
Nun, das ist leichter gesagt als getan. Schließlich ist vorher meist nicht abzusehen, was passieren wird. Die eingeführten Kakteen haben in Australien riesige Flächen überwuchert, aber die in Europa eingeführten Kartoffeln ernähren viele Menschen, ohne vergleichbare Probleme hervorzurufen. Doch fand ich es faszinierend zu erfahren, welche Zusammenhänge und Wechselwirkungen es gibt. Beispielsweise ist mir noch nie der Gedanke gekommen, dass die starke Verbreitung der Pest auch damit zusammengehängt haben kann, dass Katzen als Begleiter des Teufels und der Hexen angesehen und deshalb gejagt und getötet wurden. In der Folge konnten sich die Ratten ausbreiten.
Nicht alle dieser Geschichten fand ich gleichermaßen beeindruckend, aber insgesamt sehr spannend, informativ und gut recherchiert. Ihnen gelingt es sehr gut, deutlich zu machen, welche Folgen das Handeln des Menschen haben kann. Man sollte zumindest vorher einmal darüber nachdenken, wie sich ein Eingriff auswirken könnte.
Die Sprache recht anspruchsvoll, doch sorgen viele Zwischenüberschriften und zahlreiche Bilder dafür, dass die Kinder nicht von von der schieren Textmenge überwältigt werden. Über alle Seiten zieht sich ein feiner, meist roter Faden.
Mein Tipp: Die Länge der Kapitel ist perfekt zum Vorlesen und der Inhalt ist spannend und eignet sich wunderbar, um anschließend darüber zu diskutieren. Da das Thema für alle interessant sein dürfte, könnte man mit diesem Buch wunderbar eine Lesung für die ganze Familie machen.
Der Dominoeffekt wurde 2018 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Sachbuch ausgezeichnet.
Fazit: Ein Buch für Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene, das in spannenden Geschichten zeigt, wie auf der Erde alles mit allem zusammenhängt und welche Folgen menschliche Eingriffe in die Natur haben können.
Gianumberto Accinelli, Serena Viola: Der Dominoeffekt oder Die unsichtbaren Fäden der Natur. Aus dem Italienischen von Ulrike Schimming. Fischer Sauerländer 2016. 136 Seiten, Euro 19,00, ISBN 978-3-7373-5471-4.
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