Rezension: Farben. Mit Kindern durchs Museum

Rezension: Farben. Mit Kindern durchs Museum

Grün, Grün, Grün sind alle meine Farben …

Alle Eltern kennen sie: Bücher über Formen, Farben, Gegenstände für die ganz Kleinen. Da wird dann ein roter Ball gezeigt, ein blaues Auto, ein gelber Pullover und eine grüne Hose – alles bekannte Dinge aus der Lebenswelt der Kinder. Meist handelt es sich dabei um Zeichnungen, die sich auf das Wesentliche beschränken.

Dieses Buch hat auch das Thema Farben und einen ähnlichen Ansatz: Jeweils auf einer Doppelseite werden Gegenstände einer Farbe gezeigt. Doch dieses Buch ist anders. Es zeigt keine Objekte, die die Kinder kennen. Manche werden sie zwar kennen, aber dann sieht das Ding anders aus. Das Buch zeigt Objekte aus Museen. So sieht man unter „GRÜN“ eine Fayence mit einem Engel, Strickhandschuhe, eine alte Melodica, einen Küchenschrank um 1920, eine Tasse und eine Vase.

Auch die Menge der Farben ist größer als üblich, hier gibt es auch Braun, Orange, Rosa, Gold und Silber.

Am Ende des Buches befindet sich eine Liste mit Miniturbildern der Objekte und einer Erklärung, um was es sich handelt, von wann die Dinge sind und in welchem Museum man sie sich anschauen kann.

Zielgruppe?

Ich frage mich wirklich, wer die Zielgruppe des Buches ist. Es ist ein Buch mit festen Pappseiten, was man als Bilderbuch für die Kleinsten assoziiert. Tatsächlich nennt der Verlag ein Alter ab 12 Monaten. Das finde ich absolut unpassend. Manche Objekte können sicher auch die Kleinen erkennen, beispielsweise das weiße Kleid oder die grünen Handschuhe. Aber selbst ein älteres Kind wird nichts mit Kapitäns-Epauletten anfangen können, zumal diese nicht an einer Uniform, sondern separat abgebildet sind. Bei Gelb gibt es einen alten Paketbeleg. Und auch der grüne Fayence-Engel ist kaum zu erkennen.

Ich finde die Idee, Kindern Kunst nahebringen zu wollen, sehr löblich. Aber es hat schon einen Grund, dass die Bücher für die Kleinsten immer auf eine sehr ähnliche Art gestaltet sind. Natürlich lernt ein Kind auch mit diesem Buch die Farben kennen, aber die Objekte wird es teilweise nicht verstehen, ihren Zweck nicht erkennen. Etwas älteren Kindern kann man dann erklären, was diese Dinge sind und wofür sie verwendet wurden. Aber wäre es da nicht einfacher gewesen, zumindest kurze Erklärungen dazuzuschreiben, damit die Vorlesenden nicht immer nach hinten blättern müssen um nachzuschauen, um was es sich handelt?

Ich glaube, dass dieses Buch vor allem Eltern ansprechen wird, die davon gelangweilt sind, mit ihren Kindern banale Bücher anzuschauen. ICH fand es auch ganz interessant. Definitiv ist es für Vierjährige eher geeignet als für Einjährige, auch wenn sie die Farben nicht mehr lernen müssen. Ob man aber ein Kind mit dieser Auswahl locken kann, ins Museum zu gehen? „Komm, wir gehen ins Museum und schauen uns die Fliese einmal in echt an!“ Hmm.

Erklärungen gewünscht

Da ich die Objekte zu schwierig für die Kleinen finde, hätte ich es besser gefunden, diese Bilderauswahl für Kinder ab 4 Jahren zu nehmen, aber ergänzt durch erklärende Texte. Kurz nachdem ich das geschrieben hatte, fiel mir auf, dass sich auf der Rückseite des Buches ein QR-Code befindet. Darüber gelangt man zu einer Website der Stiftung Historische Museen Hamburg, auf der alle im Buch gezeigten Objekte abgebildet sind. Wählt man eines davon aus, kommen die Erklärungen, die ich im Buch so schmerzlich vermisst habe. Beispielsweise kann die Spielzeugkuh muhen, wenn man ihren Kopf bewegt und man konnte sie mit Milch befüllen und richtig melken. Das ist toll und spannend und genau das, was Kinder interessiert. Mein Vorschlag lautet daher, aus den Bildern und den Websitetexte ein Buch für Kinder ab vier oder fünf Jahren zu machen.

Farben ist in der Kategorie Sachbuch für den Jugendliteraturpreis nominiert, was ich nicht wirklich nachvollziehen kann.

Fazit: Pappbilderbuch über Farben, illustriert mit Fotos von Museumsobjekten. Meines Erachtens ist das Buch nicht für Kinder ab einem Jahr geeignet, eher  für Vierjährige, wenn die Eltern freihändig etwas zu den Objekten erzählen oder die Erklärungen von der Stiftungswebsite abrufen.

Eva Martens (Red.): Mit Kindern durchs Museum. Farben, Carlsen 2019, 24 Seiten, Euro 9,99, ISBN 978-3-551-17014-9.

Ich werde versuchen, alle Bücher zu besprechen, die für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert sind. Auf einer Übersichtsseite sammele ich Links zu allen Rezensionen.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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