Teri Terry: Mind Games

Die rebellische Luna lebt in einer Zeit, in der sich nicht mehr sehr viel in der realen Welt abspielt. Noch gehen die Kinder zur Schule, aber die soll bald abgeschafft werden, da der Unterricht sowieso virtuell stattfindet und auch von zu Hause funktioniert. Spielplätze verwaisen immer mehr, weil sich alle nach der Schule einloggen, sich in ihren virtuellen Zimmern treffen, tolle Spiele spielen, Sport treiben oder Partys feiern. Das können sie die ganze Nacht machen, weil sich ihr Körper währenddessen regenerieren kann. Mithilfe eines Implantats können die Menschen aber auch in der realen Welt jederzeit in Kontakt treten. Luna aber verweigert sich. Sie loggt sich nie ein und besucht deshalb eine spezielle Klasse. Dennoch wird sie zu den Prüfungen nach London eingeladen, mit denen entschieden wird, wer auf die Universität gehen darf oder gar eine der begehrten Ausbildungen bei PareCo machen darf. Luna möchte sich zunächst weigern, fährt dann aber doch. Damit löst sie eine Kette von Ereignissen aus, die nicht nur ihr Leben von Grund auf verändern. Was steckt wirklich hinter PareCo? Luna fängt an zu ermitteln …

Lunas Welt ist für den Leser völlig fremd, doch zunächst sehr faszinierend. Wäre das nicht toll, wenn man alles in einer virtuellen Welt unternehmen könnte? Mal eben Badespaß auf einer tropischen Insel oder eine tolle Party in einer fantastischen Location und nichts kostet etwas? Und das auch noch, während der Körper bequem auf einer Liege ruht, versorgt wird und sich erholt? Manche Menschen verbringen Wochen in diesen Welten. Oder sich mit seinen Freunden ohne WhatsApp oder SMS durch das Implantant jederzeit unterhalten zu können – wie praktisch! Deswegen kann man es anfangs auch gar nicht nachvollziehen, warum Luna sich komplett verweigert. Doch dann häufen sich merkwürdige Vorfälle und Luna merkt, dass das, was anfangs so harmlos aussah, überaus gefährlich ist. Sie findet Freunde, die sie unterstützen und muss viele Dinge tun, die sie sich niemals zugetraut hätte. Sie muss über sich selbst hinauswachsen.

Luna ist eine starke und sympathische Protagonistin. Sie nimmt nicht alles als gegeben hin, sondern hinterfragt vieles. Das macht sie zur Außenseiterin. Auch wenn sie deswegen oft traurig oder verletzt ist, gibt sie nicht klein bei. Aber auch die anderen Personen sind glaubwürdig und nachvollziehbar geschildert. Bei vielen ist man lange unsicher, ob man ihnen trauen kann. Bei anderen muss man irgendwann feststellen, dass man total daneben lag.

Lunas Welt ist oft verwirrend, manchmal ist unklar, was echt ist und was virtuell. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, eine fremde, faszinierende und in sich konsistente Welt zu erschaffen. Die Handlung ist komplex, aber dennoch gut verständlich. Zeitweise überschlagen sich die Ereignisse, nur während Lunas Aufenthalt auf der Insel gibt es zeitweise kleinere Längen. Vor allem aber ist das Buch unheimlich spannend. Ich war sehr schnell gefesselt und konnte mich dann kaum mehr davon lösen.

Mind Games bietet einigen Stoff zum Nachdenken, ist manchmal ein bisschen grauslig, vor allem bietet es aber eine fesselnde Handlung. Eine unbedingte Leseempfehlung für alle Fans von Dystopien und spannenden Geschichten ab 14 Jahren.

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Teri Terry: Mind Games. Aus dem Englischen von Petra Knese. Coppenrath 2015. 464 Seiten, Euro 17,95, ISBN 978-3-649-66712-4.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.