Henry ist der Jüngste in der Familie und wird von seinen Eltern und seinen großen Geschwistern sehr verhätschelt. Alle lieben ihn sehr und machen alles für ihn. Doch eines Tages hat Henry das satt. Er möchte endlich die Dinge alleine machen: alleine essen, sich die Zähne putzen, sich anziehen und die Kleider selber aussuchen usw. Immer, wenn die anderen ihm helfen wollen, protestiert er.
„Das kann ich selber“, sagte Henry.
Und er konnte es.
Die anderen Familienmitglieder sind geschockt und wissen überhaupt nicht mehr, wie sie sich beschäftigen sollen. Doch dann merken sie, dass sie jetzt viele tolle Sachen zusammen machen können. Und das tun sie dann auch.
Abends zieht Henry ganz alleine seinen Schlafanzug an und geht ins Bett. Doch dann merkt er, dass er nicht alles alleine machen will und ruft die anderen, damit sie ihn zudecken. Das machen sie gern.
Irgendwann kommt bei jedem Kind der Zeitpunkt, an dem es sich zutraut, manche Dinge alleine zu machen. Bei Henry kommt das alles auf einmal, was vor allem daran liegen dürfte, dass bisher jede Eigeninitiative im Keim erstickt wurde. Da braucht er schon Kraft, um sich durchzusetzen. Und siehe da, er schafft, was er sich vornimmt! Dass er zum Schlafengehen doch lieber noch seine Familie um sich haben möchte und das zugibt, ist dann auch kein Zeichen von Schwäche, sondern richtig mutig.
In den vielen Familien dürfte es eher so sein, dass die Eltern sich wünschen, ihr Kind würde manches endlich selbst erledigen und selbstständiger werden. Aber vielleicht traut sich das Kind noch nicht so recht. Dann ist dieses Buch eine hübsche Mutmachgeschichte. Andere Kinder versuchen schon vieles selbst, schaffen aber noch nicht alles. Auch Henry kleckert ordentlich herum, als er zum ersten Mal alleine isst. Macht nichts. Später in der Geschichte schafft er es, sich Milch einzuschenken, ohne etwas zu verschütten. So wie Henry werden es auch die kleinen Zuhörer irgendwann lernen.
Und was ist, wenn das Selbstständig-Werden gerade gar kein Thema in der Familie ist? Das macht auch nichts. Denn es ist auf jeden Fall eine lustige Geschichte mit schönen Bildern (ich finde die Mimik der restlichen Familienmitglieder einfach großartig!) und einem schönen Ende: Auch wenn die Kinder noch so selbstständig sind, das Gute-Nacht-Kuscheln ist trotzdem noch okay!
Für alle Kleinen, die sich schon groß fühlen, zwischen 4 und 6 Jahren.
Linda Urban, Madeline Valentine: Kleiner großer Henry. Aus dem Englischen von Dieter Steyer. Orell Füssli 2015. 40 Seiten, Euro 13,95, ISBN 978-3-280-03506-1.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.