Wir sind immer für dich da. Wenn Papa und Mama sich trennen

Früher war alles schöner!

Ole erzählt von seinem Leben: Früher hat Ole mit Mama und Papa zusammengelebt und sie haben alles Mögliche miteinander gemacht. Doch irgendwann haben Mama und Papa angefangen, sich dauernd zu streiten. Ole hat alles gehört und sich ganz schlecht gefühlt. Eines Tages hat Oles Papa ihm erzählt, dass er ausziehen wird. Ole hatte so viele Fragen, zum Beispiel dachte er, dass er alles falsch gemacht hat. Seine Eltern erklären ihm, wie nun alles laufen soll: dass Papa in der Nähe wohnen wird, dass Ole dort sein eigenes Zimmer bekommt und Papa an jedem zweiten Wochenende besuchen wird. Anfangs ist das komisch für Ole, doch mit der Zeit gewöhnt er sich daran und er merkt, dass beide Eltern ihn immer noch liebhaben.

Die Geschichte endet mit einem Brief an Mama und Papa, in dem steht, was Ole sich wünscht (und alle anderen Trennungskinder auch), z. B.:

Seid nicht traurig, wenn ich zu dem anderen gehe.
Ich möchte kein Bote zwischen Euch sein.

Zum Abschluss bekommen die Eltern noch einige Tipps und Hinweise in einem Elternnachwort.

Eine Trennung gut hinbekommen

So wie Ole geht es vielen Kindern. Anhand seiner Geschichte können Kinder erfahren, dass sie nicht alleine mit ihrem Problem sind. Besonders wichtig finde ich den Punkt, wo es um die Schuld geht. Sehr häufig fühlen sich Kinder schuldig an den Streitereien ihrer Eltern oder gar an der Trennung. Tatsächlich ist oft etwas, was die Kinder getan haben, der Auslöser für einen Streit. Doch die Eltern in der Geschichte sagen Ole deutlich, dass er nichts dafür kann:

„(…) Und du kannst nichts dafür, wenn wir uns immer streiten, das weißt du hoffentlich. Papa und ich müssen das allein hinkriegen.“

Der Text und die Bilder geben sehr gut die Gefühle der Protagonisten wieder, zum Beispiel die Situation am Frühstückstisch, wo die Eltern sich anschweigen und Ole ganz zusammengesunken und unglücklich dabeisitzt. Oder eine Szene, in der Ole einen Streit mit anhört. Er empfindet die bösen Worte als schwarze Wolken, die zu ihm gewabert kommen. In seiner Fantasie kann er Feuer spucken und so die bedrohlichen Wolken zerstören. Überhaupt spielen Oles Fantasien eine große Rolle, was bei allen Kindern der Fall sein dürfte, die Streit und Trennung miterleben müssen.

Die Geschichte zeigt, dass Oles Eltern einen guten Weg gefunden haben. Sie reden mit Ole, erklären ihm alles, der Vater wohnt nicht weit weg, Ole gewöhnt sich nach anfänglichen Schwierigkeiten an die Situation und kann ihr sogar manchmal etwas Gutes abgewinnen. Die Geschichte zeigt also, wie eine Trennung möglichst schonend für das Kind ablaufen kann. Wenn Eltern dieses Buch in einer Trennungssituation vorlesen, können sie ihrem Kind zeigen, dass sie es mit seinen Ängsten ernst nehmen. Dass sich einiges ändern wird, dass das sicher nicht einfach wird, dass es sich aber wie Ole daran gewöhnen und damit zurechtkommen kann. Gut finde ich auch, dass nichts beschönigt wird: Die Eltern sprechen zwar später miteinander, aber es gibt immer noch Probleme, bei der Mutter sieht man das daran, dass sie Falten auf der Stirn bekommt, der Vater schaut zu Boden, manchmal streiten sie. Das heißt, danach ist auch nicht irgendwann alles wieder gut, das dürfte in den seltensten Fällen der Realität entsprechen, auch wenn die Kinder sich das noch so sehr wünschen.

Das Elternnachwort geht auch darauf ein, dass aus unterschiedlichen Gründen die eigene Trennung vielleicht nicht so glatt abläuft, wie im Buch geschildert, dass es aber wichtig ist, dass beide Elternteile immer wieder mit dem Kind und auch miteinander über das Kind sprechen, weil sie es enorm entlasten, wenn sie alles möglichst gut regeln.

Fazit: Ein gut gemachtes Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren über die Trennung einer Familie mit sehr anschaulichen Illustrationen, die die Gefühlswelt des Kindes gut zeigen. Eine gute Möglichkeit, um mit den Kindern ins Gespräch über eine anstehende oder schon vollzogene Trennung zu kommen und Fragen zu klären, die das Kind vielleicht vorher nicht zu stellen traute.

Harriet Grundmann, Marc-Alexander Schulze: Wir sind immer für dich da. Coppenrath 2017. 34 Seiten, Euro 14,95, ISBN 978-3-8157-9520-0.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.