Bette Westera: Omas Rumpelkammer

Oma vergisst alles!

Sofia liebt es, Urlaub bei Oma zu machen und dann in ihrer Rumpelkammer zu übernachten, in der so viele spannende Dinge aufbewahrt werden. Doch ihre Oma wird immer vergesslicher und bringt vieles durcheinander. Sofia findet das nicht so schlimm. Jeder kann schließlich mal etwas vergessen. In den Weihnachtsferien darf Sofia schon ein paar Tage bei Oma verbringen, bevor die Eltern an den Feiertagen dazukommen. Einige Dinge gehen schief: Oma vergisst den Pfannkuchen, als sie telefoniert, bestellt aus Versehen zwei Truthähne und weiß plötzlich nicht mehr, welche Zutaten in ihren Kuchen gehören.

„Ich bin traurig“, sagt Oma.
„Wieso das denn?“
„Wegen der Teile, die verschwinden“, antwortet Oma.
Sofia schaut Oma verwundert an. „Wir können doch ein neues kaufen?“
„Ein neues was?“
„Ein neues Puzzle. Von Schneewittchen. Oder von Pu dem Bär.“
„Ich rede nicht von Schneewittchen und Pu dem Bär“, sagt Oma. „Ich rede von mir selbst. Ich fühle mich wie ein altes Puzzle, von dem immer mehr Teile verschwinden. (…)“

Oma geht es immer schlechter, und als sie nach einem Sturz lange ins Krankenhaus muss, kann sie nicht mehr nach Hause zurück. Oma kommt ins Altenheim. Sofia findet das Altenheim schrecklich und noch schlimmer, dass ihre Eltern Omas Haus ausräumen und ganz viel wegwerfen. Sofia hat Probleme, damit klarzukommen. Sie will ihre Oma nicht einmal mehr besuchen …

Jeder kann doch mal etwas vergessen

Aus Sofias unbefangen kindlicher Sicht wird die Krankheit ihrer Oma geschildert. Sofia findet es anfangs völlig normal, dass ihre Oma manche Dinge vergisst und verteidigt sie ihren Eltern gegenüber. An manchem gibt sie sogar ihrer Mutter die schuld, die mit ihren dauernden Nachfragen und Erinnerungen nervt. Selbst als sie merkt, dass Oma tatsächlich immer mehr Probleme hat, im Alltag zurechtzukommen, will sie das nicht zugeben. Sie will unbedingt wieder alleine bei Oma Urlaub machen und akzeptiert die Bedenken ihrer Eltern nicht. Als das tatsächlich nicht geht, weil Oma ins Krankenhaus kommt, ist sie beleidigt. Die schrecklichste Erfahrung ist es aber zu erleben, wie ihre Eltern das Haus ausräumen und dabei fast alles wegwerfen, was ihrer Oma wichtig war. Heimlich packt sie ein paar Kleinigkeiten ein. Als ein Junge ihr erzählt, dass sein Opa ihn nicht mehr erkennt, bekommt sie Angst. Am Ende traut sie sich doch zu ihrer Oma ins Altenheim und ist hinterher sehr froh darüber.

Schwierige Erfahrung

Sofias Gefühle angesichts der Vergesslichkeit ihrer Oma und der Folgen (Verlust des geliebten Hauses, Verlust des Ferienziels) werden sehr glaubwürdig geschildert. Kinder können gut nachvollziehen, wie sich Sofias Oma nach und nach verändert, immer mehr vergisst. Sie erkennen auch, dass das sogar zu gefährlichen Situationen führt. Wahrscheinlich können sie verstehen, warum Sofia das nicht zugeben will, weil sie ihre Oma so liebt, wie sie bisher war, und an ihren Gewohnheiten hängt.

Schwieriges Thema, toll umgesetzt

So ein schwieriges und auch ein wenig trauriges Thema. Ist die Lektüre deswegen also schwere Kost? Nein, überhaupt nicht! Sofia hat mit ihrer Oma viel Spaß, es gibt einige lustige Szenen. Westara schafft es sehr gut, sich in Sofias recht einfache Gedankenwelt hineinzuversetzen und die Entwicklung von Omas Krankheit mit einer gewissen Leichtigkeit zu schildern. Natürlich gibt es auch traurige und dramatische Momente, aber weil es doch ein (den Umständen entsprechend) gutes Ende nimmt, ist das okay. Ich denke, dass die Lektüre sehr hilfreich für Kinder sein kann, die einen erkrankten Verwandten oder Nachbarn haben und verstehen wollen, was mit der Person passiert.

Fazit: Ich bin begeistert davon, wie in diesem Buch das schwierige Thema Demenz kindgerecht umgesetzt wird, und zwar so, dass das Lesen der Geschichte keine Pflichtaufgabe wird, sondern richtig Spaß macht. Für Kinder von 8 bis 11 Jahren.

 

Bette Westara: Omas Rumpelkammer. Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf. Rieder 2017. 200 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-946100-33-1.

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Ein Kommentar zu “Bette Westera: Omas Rumpelkammer

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