Wie funktioniert die Welt?
Ich habe schon in einer früheren Rezension angemerkt, wie gut ich es finde, dass es inzwischen mehr Sachbücher für Erstleser gibt. Viele Kinder sind wissbegierig und wollen mehr darüber herausfinden, wie die Welt funktioniert. Die Was-ist-was-Reihe Erstes Lesen bietet Kindern mit großer Fibelschrift, kurzen, verständlichen Sätzen, kurzen Absätzen sowie vielen Bildern, Grafiken und farblichen Absetzungen einen leichten eigenständigen Zugang zu Themen, die sie interessieren. Nach jedem Kapitel folgt ein Lesequiz dazu, am Ende des Buches noch ein längeres Lesequiz zu den Inhalten des gesamten Buches. Ganz am Schluss gibt es jeweils ein „Interview“ mit den Charakteren, die durch das Buch führen. Bei den beiden vorliegenden Büchern sind das Biggi, die Honigbiene, und Ferdi, das Fohlen.
Die bisherigen Bände widmen sich verschiedenen Tierarten wie Walen und Delfinen (meine Rezension), Planeten, dem Wald, dem Wetter oder Vulkanen. Man kann mit den Büchern auch Punkte auf Antolin sammeln.
Band 5: Bienen
Derzeit wird in der Öffentlichkeit viel über Bienen und deren Notwendigkeit für unser Überleben gesprochen. Das bekommen auch die Kinder mit und beginnen, Fragen zu stellen. Viele, wenn nicht alle, werden ihnen in diesem Buch beantwortet.
Hallo!
Ich bin Biggi, die Honigbiene. Sicher hast du schon einiges über mich und meine wilden Verwandten gehört. Bei uns ist immer etwas los. Doch jede der 50.000 Bienenarten in unserem Volk weiß immer ganz genau, was sie zu tun hat. Toll, oder? Komm mit! Ich zeige dir, wie wir Bienen leben. (Vorwort)
Was sind Bienen eigentlich und wie erkennt man sie? Wie leben sie? Wie ist ein Bienenstaat aufgebaut? Wie arbeiten Bienen? Was macht ein Imker und wie sieht ein Bienenstock aus? Welche Wildbienen gibt es und wie leben sie? Warum sind Bienen so nützlich und wichtig – für die Natur im Allgemeinen und uns Menschen im Besonderen? Wie können wir sie schützen? – Diese und weitere Themen werden in den fünf Kapiteln besprochen.
Band 7: Pferde und Ponys
Viele Kinder, vor allem Mädchen, lieben Pferde und Ponys abgöttisch. Mit einem Buch über Pferde kann man sie also leicht zum Lesen bringen, selbst wenn es ihnen sonst noch schwerfällt. Und warum nicht einmal ein Sachbuch, in dem sie u. a. erfahren, wie Wildpferde gezähmt werden, welche Gangarten es gibt, wie Pferderassen entstanden sind und welche es gibt oder was Pferde brauchen und wie man sie pflegt? Esel und Zebras werden ebenfalls erwähnt und Sportarten und Berufe rund ums Pferd vorgestellt.
In der Steinzeit wurden Pferde als Jagdbeute angesehen. Erst viele Tausend Jahre später wurde das Pferd gezähmt und der Mensch ritt auf ihm durch die Steppe.
Wissen für Leseanfänger – gut aufbereitet und gut verständlich
Überwiegend finde ich die Darstellung sehr gelungen und gut verständlich, an der ein oder anderen Stelle wären ein paar zusätzliche erklärende Worte sinnvoll gewesen. Wenn beispielsweise erklärt wird, dass man Wildbienen auch Solitärbienen nennt, weil sie nicht in einem Volk leben, hätte man sinnvollerweise kurz erwähnt, was solitär bedeutet. Da das aber nur selten vorkommt, kann ich diese Reihe nur empfehlen.
Fazit: Umfangreiches Wissen zu verschiedenen Themen, die Kinder wirklich interessieren, gut aufbereitet für Leseanfänger ab Ende der ersten Klasse.
Christina Braun: Was ist was: Erstes Lesen Band 5. Bienen. Tessloff 2019. 64 Seiten, Euro 7,95, ISBN 978-3-7886-2643-3.
Christina Braun: Was ist was: Erstes Lesen Band 7. Pferde und Ponys. Tessloff 2019. 64 Seiten, Euro 7,95, ISBN 978-3-7886-2644-0.
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WERBUNG (*)
Bienen: Zur Verlagsseite – bei Amazon – bei der Autorenwelt – im Onlineshop eurer Buchhandlung – und in eurer Lieblingsbuchhandlung.
Pferde und Ponys: Zur Verlagsseite – bei Amazon – bei der Autorenwelt – im Onlineshop eurer Buchhandlung – und in eurer Lieblingsbuchhandlung.
Ich danke dem Verlag für die Rezensionsexemplare.
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Toll, dass es Sachbücher für recht junge Leser gibt. Aber es ist auch sehr schwierig, Sachverhalte kindgerecht aufzubereiten ohne Fehlinformationen zu streuen, das merke ich selbst bzw. mußte dies oft im direkten Diskurs mit jüngeren Anthropoiden feststellen. Beim Drübergucken fiel mir schon auf: Pferde und Ponies. Wieso? Was ist der Unterschied? Dann müßte ich doch gleich sagen: Warmblüter, Vollblüter, Kaltblüter oder noch eine feinere Einteilung wählen, denn wie unterscheiden sich denn Pferde und Ponies, es sind doch alles einfach Pferde? Wird der Unterschied zwischen einem großgeratenen Welsh Cob – zweifelsfrei Pony – und einem zierlich kleinwüchsigen Vollblutaraber definiert? Aber sei’s drum. Dann sprach also die Biene: die anderen 50000 aus meinem Volk. Was meinte die? Wohl Bienenarten, schön, aber mit Volk meint der Imker ja nicht irgendwelche Solitärbienen, sondern eindeutig ein einzelnes Volk einer, bei ihm immer der Honigbiene, Art. Der Aufbau eines solchen Volkes ist komplex genug, so dass hier der Begriff sogar noch artübergreifend verwendet sehr verwirrend wirkt. Man denke, das gleiche Büchlein über Menschenartige und ihre Verwandten: würden dann nur die Hominiden als ein Volk gezählt (wo doch der rezente Mensch seine immensen politischen Probleme mit der sehr lächerlichen Volksdefinition hat!), also vom Anthropithecus bis zum Neandertaler, erweitert und richtiger aber noch die sogenannten Menschenaffen mit aufgenommen, zumindest die beiden Schimpansenarten? Dies würde etwa der Bezeichnung aller Bienenarten als Volk entsprechen… Es erinnert an die durchaus wohlmeinenden Versuche von Erwachsenen, die ihre Kinder so nahe an die Tierwelt heranführen, dass Rehe plötzlich Hirschfrauen werden (eigentlich müßten die Rehböcke ziemlich frustriert sein) oder alles, was klein und langschwänzig ist unter dem Begriff Maus subsumiert wird. Manchmal fragt man sich, was Schulunterricht, hier etwa der Biologieunterricht, lang- aber auch kurzfristig für Erfolge verzeichnet bzw. ob er überhaupt stattfindet… Das Problem: selbst mit einem relativ harmlosen Buch, nicht nur mit Fernsehen und Internet, alleingelassen gehen die Leselerner ohne Rückmeldung unmerklich irr. Begriffe, wie Volk oder Art werden unsauber verwandt. Ach, diskutieren wir doch lieber über Pony und Pferd!
Nun ja, es ist doch klar, dass ein Buch für Erstleser vereinfachen muss. Das heißt noch lange nicht, dass dadurch Fehlinformationen verbreitet werden. Ist es nötig, dass ein sechsjähriges Kind schon weiß, warum ein Welsh Cob zu den Ponys zählt und ein zarter Araber zu den Pferden? Wenn es sich für das Thema interessiert, wird es später anspruchsvollere Bücher lesen. Aber dazu muss es erst einmal lesen lernen und ich finde es schön, dass es dafür nicht nur Bücher über Prinzessinnen und Piraten gibt, sondern eben auch Sachbücher zu Themen, die Kinder interessieren.
Sie schließen von einem Zitat aus dem Vorwort auf den Inhalt des ganzen Buchs. Was meint Biene Biggi? Nun, das wird natürlich im Buch erklärt, in dem übrigens nicht nur Honigbienen vorkommen, sondern erklärt wird, dass es viele verschiedene Arten gibt.
Wie können Sie, ohne die Bücher zu kennen, den Autoren nur anhand meiner knappen Besprechung die falsche Verwendung von Begriffen vorwerfen? Soll man Kindern lieber gar nichts erklären, damit man nicht in die Gefahr gerät, Dinge vereinfachen zu müssen? So funktioniert lernen, Kinder arbeiten sich vom Einfacheren zum Komplexeren vor. Sie sprechen erst nur einzelne Wörter, dann kommen irgendwann Dreiwortsätze und schließlich hat sich das Kind die Grammatik erschlossen und kann sich korrekt artikulieren. Das dauert seine Zeit. Deswegen muss man das Kind nicht am Reden hindern, bis es perfekt ist. Und genauso kann man ihm Informationen geben, die seinem Verstehenshorizont angemessen sind. Wie gut das diesen Büchern gelingt, ist eine andere Frage. Bei Erstlesebüchern ist immer das Problem, dass die Lesefertigkeiten noch nicht mit dem Verstand mithalten.
Was das Ganze mit dem Biologieunterricht, der viel später beginnt, zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Hier geht es um Erstlesebücher, nicht um das Schulsystem.