Ulla Hesseling: Ein unheimlicher Auftrag

Ein neues Buch aus der Bücherkiste!

Fanny hat Osterferien und nutzt die freie Zeit, um sich ein neues Buch aus der alten Bücherkiste vorzunehmen, die sie von der früheren Besitzerin des Hauses bekommen hat. Nach der Lektüre des letzten Bandes brauchte sie erst einmal eine Verschnaufpause, denn zu viel Aufregendes war damals passiert. Immer, wenn sie eins der Bücher liest – zuerst der Mondsichelohrring (zur Rezension), dann Das zweite Auge (zur Rezension) – wird sie in die Geschichten hineingezogen, die genau hier, in ihrer Straße spielen. „Hineingezogen“ bedeutet nicht, dass sie in der Zeit reist, aber es gibt Auswirkungen der Buchhandlung auf ihr Leben. Und tatsächlich, es geschieht wieder!

Wie kaum anders zu erwarten spielt der dritte Band in den Tagen vor Ostern, genau wie bei ihr. Die Kinder der Familie Jansen (in Wirklichkeit Jordan) werden wieder in einen Kriminalfall verwickelt. Alles beginnt damit, dass das Auto aus ihrer Garage gestohlen wird. Zur Zeit gibt es eine ganze Diebstahlserie, immer werden Mittelklassewagen gestohlen. Felix, Tobi und ihre Freundin Johanna aka Böhnchen nehmen Ermittlungen auf. Wieso hat ausgerechnet an jenem Tag der Griff des Garagentors nicht funktioniert – bei ihnen und bei anderen Leuten? Was haben die Mitokas Michael, Tom und Karl mit der ganzen Sache zu tun, die Geld- und Sachspenden für Aussiedler sammeln und überall dort waren, wo die drei Erkundigungen einziehen?

„Ihr sehr, wir müssen mal wieder alles selbst in die Hand nehmen“, folgerte Tobi, klang dabei aber ziemlich zufrieden.
„Ja, und was wir deshalb wirklich mal festhalten sollten: Die Mitokas sind in zwei Fällen dort aufgetaucht, wo anschließend ein Wagen gestohlen wurde!“ Johanna blickte trotzig in die Runde.
„Böhnchen, das ist doch bloß eine fixe Idee! Die klappern schließlich die ganze Gegend ab.“ Felix schüttelte ungeduldig den Kopf.

Fanny hat währenddessen merkwürdige Träume von kenternden Booten und Griechenland. Ihre Freundin Hannah versucht sie zu überreden, Anton zu warnen, ihren gemeinsamen Freund, der gerade Urlaub in Griechenland macht und den sie in Gefahr vermutet. Schließlich hat sich schon früher herausgestellt, dass ihre Träume gefährlich nahe an der Realität sind. Doch Fanny möchte nicht, bis sie eines Tages erkennt, dass es gar nicht Anton ist, den sie in ihren Träumen sieht. Doch es gibt tatsächlich jemanden, den sie retten muss!

Spannende Erlebnisse auf zwei Zeitebenen

Bei der Lektüre der Bücher aus der Bücherkiste reist Fanny etwa dreißig Jahre zurück. Die Tante der damaligen Nachbarskinder hatte die Bücher geschrieben, Namen und Orte etwas verfremdet und sich für ihre Neffen aufregende Abenteuer ausgedacht. Anfangs wusste Fanny das nicht und war fassungslos, als sie Orte und Menschen wiedererkannte. Doch nun weiß sie Bescheid. Das bedeutet aber nicht, dass nicht immer wieder Überraschungen auf sie warten. Was hatte Tante Flora sich nur ausgedacht, was war wirklich passiert?

Die sympathischen Brüder Felix und Tobi wollen gemeinsam mit ihrer schlauen und temperamentvollen Freundin Johanna mal wieder einen Fall lösen. Meistens mit dabei ist der kleine Bruder Mathis, durch dessen Handlungen und Bemerkungen viel Humor in die Handlung kommt. Die Großen horchen geschickt Leute aus, setzen sich auf die Spuren der Autodiebe und geraten dabei auch in (vermeintlich und wirklich) gefährliche Situationen. Sie ziehen die richtigen Schlüsse und kommen den Banditen schließlich näher, als sie es vorhatten.

Fanny wird schnell von den spannenden Erlebnissen der Freunde gefesselt. Doch was hat es mit ihren Träumen auf sich? Ist Anton in Gefahr? Nein, es muss etwas mit Felix aus dem Buch zu tun haben, mit dem sie von Anfang an eine ganz besondere Verbindung hat.

Kinderkrimi vom Feinsten

Die Kapitel handeln abwechselnd von den Abenteuern der Jansen-Brüder und ihrer Freundin Johanna und der Rahmenhandlung um Fanny und ihre Freundin Hannah.

Es handelt sich hier nicht um einen dieser Kinderkrimis, wo man als Erwachsene schon nach wenigen Seiten weiß, worauf alles hinausläuft. Zwar war mir einiges schneller klar als den Kinderdetektiven im Buch im Buch, aber vieles blieb bis fast zum Schluss im Dunkeln, sodass die Spannung auch für mich immer erhalten blieb.

Schon die Autodiebstahl-Geschichte für sich wäre spannend gewesen. Doch hier kommt noch die Rahmenhandlung hinzu. Auch die beiden Mädchen stellen Nachforschungen an, jedoch ganz anderer Art. Diese Rahmenhandlung macht das Buch deutlich komplexer und macht erst seinen besonderen Reiz aus.

Der Schreibstil ist flüssig, die vielen Dialoge sind sehr lebendig und lebensnah. Das Buch ist fesselnd geschrieben, sodass ich recht früh an den Punkt kam, an dem es mir schwer fiel, es aus der Hand zu legen.

Sympathische Kinderdetektive

Die Charaktere sowohl im Buch im Buch als auch in der Rahmenhandlung sind realistisch gezeichnet. Die Kinder sind neugierig, können logisch denken, betreiben ihre Nachforschungen, sind aber manchmal auch ängstlich oder unlustig und müssen zwischendurch Aufgaben im Haushalt übernehmen, auf den kleinen Bruder aufpassen oder zum Arzt gehen. Den kleinen Mathis, mit dem die Brüder sehr liebevoll umgehen, auch wenn er gelegentlich nervt, muss man ins Herz schließen. Die gemeinen Mitokas, vor denen sich Felix, Tobi und Mathis fürchten, stellen sich bei näherer Bekanntschaft als ganz normale Jungs heraus, die gerade ein großes Problem haben.

Fanny und Hannah verbringen in den Ferien am liebsten ihre ganze Zeit zusammen. Abwechselnd übernachten sie mal bei der einen, mal bei der anderen, so wie es viele Kinder tun. Dieses Mal können sie das Buch nicht gemeinsam lesen, denn Hannah hat gerade einen neuen Harry-Potter-Band angefangen. Aber Fanny erklärt ihr, was im Buch passiert, sodass sie auch eingebunden ist. Hannah erkennt früher als Fanny, was wieder einmal geschieht, weil Fanny ihre Verbindung zu Felix nicht wahrhaben möchte.

Im abschließenden Band der Reihe wird immer mal wieder kurz auf die vergangenen Ereignisse zurückgeblickt. Während das Buch im Buch in sich relativ abgeschlossen ist, benötigt die Rahmenhandlung mehr Wissen aus den früheren Bänden. Ich denke zwar, dass man das Buch auch für sich lesen kann, aber manches wird dann doch unklar bleiben. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, die anderen Bände vorher zu lesen.

Fazit: Der Abschluss einer sehr gelungenen Buchreihe, die geschickt Ereignisse in der Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft. Ein spannender Kriminalfall, eine mysteriöse Verbindung in die Vergangenheit, toll erzählt. Eine unbedingte Empfehlung für Fans spannender, anspruchsvoller Geschichten von 10 bis 13 Jahren.

Ulla Hesseling: Ein unheimlicher Auftrag. Tredition 2019. 368 Seiten, Euro 12,99, ISBN 978-3-7482-6011-0.

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Ich danke der Autorin für das Rezensionsexemplar.

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Ein Kommentar zu “Ulla Hesseling: Ein unheimlicher Auftrag

  1. Vielen Dank, liebe Daniela Dreuth, für diese ausführliche Rezension!
    Gestern hatte ich Lesepremiere mit diesem dritten Band vor einem dritten und einem vierten Schuljahr in der KÖB Rhöndorf – es lief mindestens so gut wie die sonstigen Lesungen aus dem ersten Band. Auf die Frage, ob es in dem Buch auch Bilder gebe, habe ich, wie immer, geantwortet: “Die Bilder entstehen beim Zuhören von ganz allein in eurem Kopf”, woraufhin mir ein Chor von bestätigenden Ausrufen entgegenschallte: “Ja, genau!”, “Der Junge auf der Felsklippe!”, “Der Schuppen!”, “Der verwilderte Garten!”, usw.
    Das macht solche Freude, und es zeigt, dass mein Konzept aufgeht: Ohne Klampfe und Beamer und interaktives Geschehen nur auf den Text und meine Stimme vertrauen; und in den Köpfen spielt sich alle Aktivität ab, auf die es ankommt.

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