Debi Gliori: Nacht für Nacht
Ein Mädchen mit Depressionen berichtet in einfachen Worten über seine Krankheit: wie es begann mit Müdigkeit und Angst. Wie vor allem die Nächte immer schlimmer wurden. Sie beschreibt ihre Sprachlosigkeit und die Suche nach einem Weg, das Dunkel in sich selbst zu überleben.
Da ich keine Worte hatte, wollte ich einen Plan zeichnen.
Ich musste etwas suchen und wusste nicht, was.
Sie berichtet aber auch über all die Ratschläge, die ihr wenig helfen. Irgendwann kann sie nicht mehr. Sie will gerade aufgeben, aber gerade dann gibt es etwas, was ihr Hoffnung gibt.
Ein düsteres Monster
Die Autorin, die selber, wie sie schreibt, einen Großteil ihres erwachsenen Lebens unter Depressionen gelitten hat, beschreibt anschaulich, wie man sich dabei fühlt. Doch da es fast unmöglich sei, Depressionen zu beschreiben, versucht sie, ihre Gefühle in Form von Bildern zu vermitteln. Sie hat zur Veranschaulichung einen Drachen gewählt.
Die Bilder sind fast ausschließlich in schwarz-weiß. Man sieht viele Schatten, ein großes Loch im Bauch des Mädchens, das immer einen Schlafanzug trägt, und immer wieder den Drachen. Er schaut ihm aus dem Spiegel entgegen, als ihm bewusst wird, dass es krank ist. Es schaut ihm beim Therapeuten über die Schulter und trägt es davon.
Sehr beeindruckend finde ich die Passage mit den (nicht hilfreichen) Ratschlägen. Einer davon lautet:
Zünd lieber eine Kerze an und hör auf, über die Finsternis zu jammern (…)
Hier sieht man eine Sequenz von sechs kleinen Bildern. Das Mädchen zündet Streichhölzer an, eins nach dem anderen. Die abgebrannten Hölzchen fallen zu Boden, der Stapel wird immer höher, das Mädchen versinkt im Schwarz, bis es schließlich komplett davon bedeckt ist.
Ein kleines bisschen Hoffnung
Wenn ein Angehöriger Depressionen hat, leiden die Kinder mit. Es ist sehr schwer für sie zu verstehen, was mit dieser Person los ist. Warum lacht sie nicht, spielt nicht mit ihnen, macht keine Scherze wie früher? Dieses einfühlsame Buch kann sehr gut vermitteln, wie es in einem depressiven Menschen aussieht, was in ihm vorgeht.
Auch nach der Lektüre wird es immer noch schwer zu verstehen sein, aber das Kind kann die Krankheit und das Handeln des Kranken vielleicht ein wenig besser nachvollziehen. Deswegen finde ich es gut, dass ein leicht hoffnungsvolles Ende angedeutet wird. Nirgendwo steht, dass irgendwann alles wieder gut ist. Aber es wird vermittelt, dass es bessere Momente gibt. Das scheint mir angesichts der sehr unterschiedlichen Krankheitsverläufe wichtig zu sein.
Fazit: Ein einfühlsames Buch für Kinder ab 4 Jahren, dem es gut gelingt, Depressionen zu visualisieren und zu beschreiben.
Debi Gliori: Nacht für Nacht. Aus dem Englischen von Renate Welsh. Obelisk 2019. 28 Seiten, Euro 13,00, ISBN 978-3-85197-923-7.
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