Durch den Schrank
Durch den Schrank im Elternschlafzimmer gelangt Nina in einen großen Wald. Dort lebt das Männlein Konstantin Mayer, das gerade einmal so groß wie sie selbst ist. Doch weder glauben Ninas Eltern an die Existenz dieses Waldes noch glaubt Konstantin Mayer, dass es so etwas wie große Menschen, die Eltern genannt werden, gibt. Er findet es zwar erstaunlich, dass Nina immer wieder verschwindet, aber an dieser Stelle kann er überhaupt nichts erkennen. Doch als es eines Tages zu einem Rohrbruch in der Wand hinter dem Schrank kommt, geraten Ninas Welten in Gefahr. Die Eltern wollen den Einbauschrank abreißen, um an die Wand zu kommen, während in Konstantins Wald ein See entsteht.
Wenn die Erwachsenen den Durchgang im Schrank schon nicht erkennen können, können es dann Ninas Freunde Luan und Leano?
Geheimnisvolle Welt
Ist Nina eine Träumerin, die sich die Welt hinter dem Schrank nur einbildet? Das denken ihre Eltern. Dennoch geben sie den Bitten ihrer Tochter nach, den Schrank erst einmal nicht abzureißen und eine andere Lösung für die dringende Reparatur zu suchen. Doch auch auf der anderen Seite wird ihr nicht geglaubt. Warum sollte es so etwas wie Eltern geben, findet Konstantin Mayer, wo es nicht den kleinsten Beweis dafür gibt?
Dennoch liebt Nina den Wald. Dort darf sie so spielen, wie man es ihrer Meinung nach in einem Wald tun sollte. Nicht so wie im Park, wo ihr alles Mögliche verboten ist. Im Wald ist sie frei, ausgelassen und glücklich.
Wenigstens gibt es ihre Freunde Luan und Leano, zwei albanische Jungen voller Heimweh, mit denen Nina immer ihr Schulfrühstück tauscht. Zunächst zögert sie, ihnen vom Wald zu erzählen, weil sie Angst hat, ausgelacht zu werden. Doch die beiden können ihr nicht nur helfen, sondern erhalten im Wald auch ein Stück Heimat zurück.
Fantastische Erlebnisse
Was zunächst wie ein Produkt von Ninas Fantasie erscheint, wird zunehmend realer, nach dem Wasserrohrbruch beginnen sich beide Welten zu vermischen. Konstantin Mayer kann sogar das Telefon von der anderen Seite hören. Es macht großen Spaß zu lesen, wie in diesem Buch eine absolut alltägliche, um nicht zu sagen langweilige Welt durch fantastische Elemente belebt und erweitert wird.
Nina ist eine ganz normale Schülerin, die sich kaum von den Leserinnen und Lesern unterscheiden dürfte. Und so können diese sich auch wunderbar mit ihr identifizieren und sich vorstellen, sie wären es, die dem tristen Alltag durch einen Schrank entfliehen können. Zwar ist es kein Narnia, was Nina dort findet, aber ein wunderschöner Wald, in dem sie herumtoben, in einem See schwimmen und Konstantin Mayer helfen kann.
Luan und Leano sind Brüder, die Ninas Klasse besuchen. Es scheinen einsame Kinder zu sein, die sonst noch keinen Anschluss gefunden haben. Beide haben Heimweh. Ninas Freundschaft ist ihnen sehr wichtig.
Vermischung von Realität und Fantasie
Die Geschichte ist in der hier langweilig geschilderten Realität angesiedelt: Schulbesuch, Hausaufgaben, Wohnung in einem Wiener Mietshaus. Doch die fantastischen Elemente machen die Handlung spannend. Das Buch liest sich sehr flüssig, deutsche Kinder dürften zwar über den einen oder anderen Austriazismus stolpern, das Verständnis sollte darunter aber nicht leiden.
Viele Illustrationen – mal bunt, mal schwarz-weiß, mal ganzseitig mal kleiner – visualisieren die Ereignisse. So werden die Magie des Waldes und der Alltag einander auch optisch gegenübergestellt, wobei genug Raum für die Fantasie bleibt.
Fazit: Die Geschichte verknüpft gekonnt Realität und magische Welt und lässt den Leserinnen und Lesern ab 9 Jahren viel Raum für die eigene Vorstellungskraft.
Franz Orghandel, Matze Döbele: In den Wald. Obelisk 2019. 118 Seiten, Euro 14,00, ISBN 978-3-85197-922-0.
Andere Bücher für diese Altergruppe aus dem Obelisk-Verlag, die ich vorgestellt habe, sind zum Beispiel Die knallbunte Couch oder Ein Knoten im Rüssel.
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Was für eine schöne und lustige Geschichte!
In diese Geschichte hat sich die ganze Familie verliebt! Sie macht Spaß und verzaubert.
Ich sehe viel zu Orghandls neuem Buch “Der Katze ist es ganz egal”, aber kaum was zu “In den Wald”. Da hat die Literaturwelt was versäumt, soviel ist gewiss. Unaufdringliche Schönheit, weltlicher wie surrealistischer Zauber und fantastische Wahrheiten, eine Reise ins Kindsein. Eine wahnsinnig talentierte Autorin und eine wunderschöne Geschichte.
Ich finde dieses Buch wahnsinnig gut. Es kommt so selbstverständlich und salopp daher und trägt doch so viel Magie in sich. Ich liebe die Beschreibungen, die mich sofort an die inneren Orte meiner eigenen Kindheit bringen. Wir haben es jetzt schon zweimal mit den Kindern gelesen und sie haben es schon wieder aus dem Regal geholt.