Rick Riordan: Die Kane-Chroniken – Die rote Pyramide

Nach dem Tod ihrer Mutter wachsen die Geschwister Carter und Sadie Kane getrennt auf: Carter reist mit seinem Vater Julius, der Archäologe ist, von Ausgrabungsstätte zu Konferenz zu Museum. Sadie lebt bei den Großeltern in London. Nur an zwei Tagen im Jahr ist es dem Vater erlaubt, seine Tochter zu besuchen. Weihnachten ist es wieder einmal so weit. Sadie ist sehr enttäuscht, als sie abgeholt wird und sich herausstellt, dass ihr Vater eine Sonderführung für das Britische Museum organisiert hat. Sie würde die knappe Zeit mit ihm lieber anders verbringen. Aber dann ereignen sich merkwürdige Dinge. Ihr Vater scheint den berühmten Stein von Rosetta verzaubern zu wollen. Irgendetwas geht schief, der Stein explodiert und ihr Vater verschwindet spurlos. Was war das, was ihn verschleppt hat – ein roter Geist?

Die Polizei verhört Sadie und Kane und droht sogar mit einer Festnahme, als plötzlich ihr Onkel Amos, an den sie sich kaum erinnern können, auftaucht. Er verspricht, sie nach Amerika zu bringen. Sie steigen auf sein Boot und erleben, wie sie auf magische Weise innerhalb weniger Augenblicke nach New York kommen. Auch Amos’ Haus ist höchst merkwürdig … Damit ändert sich das Leben von Sadie und Cane grundlegend. Sie erfahren, dass sie Nachkommen der Pharaonen sind und dass bei der Explosion im Museum Götter befreit wurden. Einer davon, Seth, möchte nun die Welt ins Chaos stürzen, um sie zu beherrschen. Nur Sadie und Carter können das vielleicht verhindern. Aber ihnen bleiben nur wenige Tage …

Riordan konstruiert eine spannende Geschichte in einer komplexen Welt. Zahlreiche ägyptische Götter und Pharaonen, viele Mythen werden mit der Handlung verknüpft. Die vielen Namen und Informationen machen es manchmal schwer, den Überblick zu behalten, aber nach einem kurzen Moment gelang es mir immer, den Faden wieder zu finden.Und man lernt nebenbei eine ganze Menge. Ich jedenfalls wusste beispielsweise nicht, dass der Plural von Shinx Sphingen heißt. (Sphinxe gibt es auch, ich habe nachgesehen, das wäre mir persönlich sympathischer gewesen.)

Wie es momentan in Mode ist, beginnt auch diese Geschichte mit einem

Warnhinweis Was Ihr hier lest, ist die Abschrift einer digitalen Aufnahme. … Der Autor kann für die Echtheit der Aufnahme nicht garantieren. Es scheint ausgeschlossen, dass die beiden jungen Erzähler die Wahrheit sagen, aber entscheidet selbst.

Sadie und Carter berichten also abwechselnd, was regelmäßige Perspektivewechsel möglich macht, aber manchmal kurz verwirrt. Der „ursprünglich“ mündliche Bericht (mit Zwischenrufen und Kommentaren des jeweils anderen) macht sich sicherlich hervorragend als Hörbuch. Etliche Hieroglyphen und Zaubersprüche dienen der Illustration. Die Charaktere der Kinder sind glaubwürdig, sie sind nicht perfekt, sondern haben ganz normale alterstypischen Probleme und Ängste. Die Idee für die Handlung ist originell, die Ereignisse überschlagen sich und der Leser ist schnell so gefesselt, dass er das Buch nur ungern aus der Hand legt und die 600 Seiten verschlingt. Mutter und Sohn sind sehr angetan, die Percy-Jackson-Reihe hat einen würdigen Nachfolger gefunden.

Für abenteuerliebende, mythologiebegeisterte und von Schlachten faszinierte Kinder ab etwa 11 Jahren.

Rick Riordan: Die Kane-Chroniken – Die rote Pyramide. Carlsen 2011. 608 Seiten, Euro 18,90, ISBN 978-3-551-55587-8