Als ich bei Blogg dein Buch von einem Buch las, das angeblich Kinder für Matheaufgaben begeistert, war ich seehhr skeptisch und habe mich natürlich gleich darum beworben. Als das Buch bei mir ankam, musste ich zugeben, dass die Aufmachung ziemlich cool gemacht ist. Als ich darin herumblätterte, ertappte ich mich dabei, mich an einer Matheaufgabe zu versuchen. Ich! Mathe! Freiwillig! Wer mich kennt, weiß, dass das doch eher ungewöhnlich ist, fühle ich mich doch eindeutig mehr von Buchstaben angezogen als von Zahlen.
Worum geht es?
Das Buch enthält 24 Matherätsel. Warum diese „voll gefährlich“ sein sollen, wird in der Einführung erklärt:
Die 24 Rätselaufgaben in Mathe – voll gefährlich nehmen dich mit in eine Welt, in der dein Matheunterricht auf das wirkliche Leben trifft. Na ja, vielleicht nicht ganz das alltägliche Leben. Aber das ist manchmal auch langweilig (…)
(…) bei den Aufgaben in diesem Buch steht viel mehr auf dem Spiel: Hinter jeder Ecke lauern tödliche Risiken.
Es wird erklärt, dass die verschiedenen Rechenarten wichtig für das Überleben sein könnten. So könnte die Wahrscheinlichkeitsrechnung einem helfen, sich für die richtige Tür zu entscheiden, wenn man einen Ausgang sucht.
Die Aufgaben sind in verschiedene Schwierigkeitsgrade eingeteilt: Du könntest es schaffen (5. Klasse), Geringe bis keine Chance (6. Klasse) und Du bist tot (ab 7. Klasse).
Und worum geht es nun in den Aufgaben? Beispielsweise könnte es einem ja theoretisch passieren, dass man in einem Kerker der spanischen Inquisition landet, dort gefesselt auf einem Tisch liegt, während über einem ein Pendel mit einer scharfen Klinge schwingt. Gleichzeitig knabbert eine Ratte an den Fesseln. In solch einer Situation ist es doch sehr hilfreich, ausrechnen zu können, ob die Ratte schneller als das Pendel ist …
Zunächst wird immer das Problem dargestellt. Ein lustiges Bild illustriert die Aufgabe. Dann folgen Ratschläge der Comicfigur Euklid und eine Seite mit Platz zum Rechnen. Danach wird die Lösung Schritt für Schritt erläutert. Damit ist es aber noch nicht genug, es folgt das „Mathe-Labor“, in dem Versuche zu den Aufgaben vorgeschlagen werden, bei der ersten Aufgabe zum Beispiel mit dem Pendel. Zum Auflockern gibt es zwischendurch immer mal wieder „Mathe-Magie“, Tricks, mit denen man Freunde verblüffen kann.
Der Praxistest
Ich steckte das Buch ein, als wir zu einem Freund meines Sohnes fuhren. Die beiden sind in der 6. bzw. 8. Klasse und damit genau die Zielgruppe. Ich drückte den beiden das Buch in die Hand und hatte wenig Hoffnung, dass sie ihre Nase hineinstecken würde, obwohl ich meinem Sohn auf der Fahrt schon ein wenig darüber erzählt hatte. Doch sieh an, beim Abendessen berichteten sie schon von ihren ersten Rechenergebnissen. Und als wir die beiden am nächsten Morgen zum Frühstück riefen, saßen sie gemeinsam auf der Luftmatratze und RECHNETEN. Ich muss sagen, ich war verblüfft. Es mag vielleicht Kinder geben, die ihre Freizeit so verbringen, meine gehören definitiv nicht dazu. Aber ich konnte es verstehen, mir war es ja auch so gegangen. Und als ich eben noch einmal nachfragen ging, hatte plötzlich der große Bruder das Buch in der Hand und steckte seine Nase hinein.
Mein Sohn fand manche Aufgaben ziemlich kompliziert, aber sie haben tatsächlich gerechnet und nicht sofort in den Lösungen nachgesehen. Ohne Taschenrechner waren ihnen manche Aufgaben zu schwierig (bei einer muss man immerzu verdoppeln), aber es steht nirgendwo, dass Taschenrechner verboten sind, sie hätten es sich also leichter machen können.
Sehr gut gefällt mir auch die Aufmachung: die lustigen Illustrationen lockern auf (mal eine ganzseitige, mal mehrere kleinere), auch bei den Lösungen sind die Rechenschritte nicht einfach untereinander geschrieben, sondern durch Rohre, Kabel und andere Elemente verbunden. Der Schnitt ist rot-schwarz gestreift, was klasse aussieht.
Fazit
Ich bin begeistert! Und ich kann der Warnung auf dem Klappentext nur zustimmen:
Achtung, Kids: Eure Eltern haben wahrscheinlich schon seit der Schule keine vertrackten Matheaufgaben mehr gelöst, und sie haben Angst, dass ihr sie um Hilfe bittet. Das ist aber gut: Wenn sie sehen, dass ihr ganz allein an Matheaufgaben sitzt, werden sie erleichtert, dankbar und sehr stolz auf euch sein. Also verderbt es euch nicht mit ihnen: Verratet ihnen auf gar keinen Fall, dass es euch Spaß macht!
🙂 Zum Glück hat mein Sohn DAS nicht gelesen, sodass ich seine Meinung jetzt weitergeben konnte. Und als ich eben gelesen habe, wie die Titel der anderen Bücher von Sean Connolly heißen, plädiere ich sehr für eine Übersetzung: The Book of Totally Irresponsible Science und The Book of Potentially Catastrophic Science klingen nach viel Spaß!
Empfehlenswert für Mathefans und Nicht-so-Mathefans ab 5. Klasse. Das sind einmal gut investierte 10 Euro.
Sean Connolly: Mathe – voll gefährlich. Aus dem Englischen von Katrin Höller. Ullmann 2013. 242 Seiten, Euro 9,99, ISBN 978-3-8480-0377-8. Zur Verlagsseite.
Da könnte ich mich doch fast freuen auf das Mathe-lernen mit meinen Jungs. Endlich macht Mathe Sinn!