Finley McPhee bekommt eine Menge Ärger, als sich herausstellt, dass er wegen seiner ständigen Schulschwänzerei sitzenbleiben wird. Seine Eltern beschließen, dass er mal ein wenig arbeiten sollte, um die Schule und einen Abschluss zu würdigen. Nach einigen missglückten Versuchen landet er schließlich auf der Post, um den erkrankten Briefträger zu vertreten. Nun muss er mit dem Fahrrad des Briefträgers die Post in ganz Applecross austragen. Finley ist begeistert: Endlich darf er wieder an der frischen Luft sein, sich bewegen und sein Hund darf ihn begleiten.
Doch dann findet er in seiner Tasche einen Brief mit einer ihm völlig unbekannten Adresse. Dabei kennt er doch jeden in Applecross. Er stellt Nachforschungen an, macht sich auf den Weg und entdeckt tatsächlich in einer einsamen Meeresbucht ein rotes Haus, das ihm noch nie zuvor aufgefallen ist. Er lernst zunächst die Tochter Aby und schließlich auch den Vater der Familie Lily kennen. Sie wollen einen Zaubererladen eröffnen! Einige merkwürdige Dinge passieren. Hat sich Finley zunächst noch gefreut, dass endlich Abwechslung in sein eintöniges Leben kommt, wird es ihm schnell zu viel: über Nacht gewachsene Wälder, nächtliche Geistererscheinungen und wütende Riesen stellen sein Leben auf den Kopf. Aber so leicht kommt er aus der Sache nicht mehr heraus …
Zunächst beginnt die Geschichte recht unspektakulär. Der Hörer lernt Finley, seine Familie, sein Leben, seine Hobbys und das Dorf Applecross, in dem er wohnt, kennen. Alles ist liebevoll beschrieben, so erfährt man beispielsweise auch von den Elfen, die in irischen Dörfern eine besondere Rolle spielen. Nach dem Besuch der Schulleiterin erfährt sein Leben jedoch eine plötzliche Wendung und als er erst Aby kennenlernt, ist nichts mehr, wie es war. Natürlich glaubt er als irischer Junge ein wenig an Magie (siehe Elfen), aber die Abenteuer, die er mit und durch Aby erlebt, hätte er nicht für möglich gehalten. Zauberei ist in seine ganz normale Welt eingezogen. Das heißt, dass es hier keine komplett magische Welt gibt, in der fast alles möglich ist, sondern die Ereignisse spielen in einem ganz normalen Dorf, in dem nur einige wenige magische Dinge passieren – aber die haben es in sich! Das hat mir gut gefallen, ich konnte mir das Dorf und das ganze Drumherum gut vorstellen und auch, was es für Finley bedeutet, wenn seine Welt plötzlich aus den Fugen gerät. Die Geschichte wird immer spannender, bis es schließlich beim großen Höhepunkt um Leben und Tod geht. Rettung kommt plötzlich von einer gänzlich unerwarteten Seite – ein letztes Überraschungsmoment in einem Hörbuch mit vielen unerwarteten Wendungen.
Das Hörbuch ist spannend, die Geschichte rund, die Protagonisten realistisch und sympathisch (na ja, die meisten zumindest, natürlich muss es auch unangenehme Zeitgenossen geben). Alles ist gut beschrieben, sodass es vor dem Auge des Zuhörers lebendig wirkt, aber ohne dass die Beschreibungen zu lang oder gar ermüdend wären. Die Lesung – Finley erzählt alles – ist gelungen. Mal berichtend, mal erwartungsvoll, mal aufgeregt, mal neugierig, man kann Finleys Stimmungen sehr gut nachempfinden.
Ein magisches Hörbuch für Geisterjäger, Magiefreunde und alle, die sich einen Zauberladen im Dorf wünschen, ab 10 Jahren. Mein 14-jähriger Sohn hat es bereits vor Weihnachten gehört, ihm hat es so gut gefallen, dass er sich gleich den zweiten Teil gewünscht hat (der aber noch nicht erschienen ist).
P. D. Baccalario: Der Zauberladen von Applecross. Das geheime Erbe. Aus dem Italienischen von Barbara Neeb und Katharina Schmidt. Gelesen von Patrick Mölleken. cbj 2014. 3 CDs, 203 Minuten, Euro 12,99, ISBN 978-3-8371-2843-7.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.
Danke für diese Rezension. Macht sehr neugierig und es hört sich so an, als wäre das nicht nur etwas für Kinderohren.
Ich fand es gut, aber ich höre und lese ja sehr gerne Sachen für Kinder. Ob es Erwachsene generell begeistern würde, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es eine Geschichte, die man, zum Beispiel bei einer längeren Autofahrt, zusammen mit den Kindern hören kann, ohne genervt zu sein. 🙂