Schon wieder muss Justine umziehen, weil ihr Vater versetzt wurde. Wieder muss sie neue Freunde finden. Lange überlegt sie, was sie am ersten Schultag an der neuen Highschool anziehen soll. Schließlich entscheidet sie sich für ein total schickes Kleid original aus den 60ern. Aber statt Bewunderung erntet sie nur Spott. Vor allem Becka, das reiche verwöhnte Mädchen mit den tollen, teueren Klamotten, macht sich über sie lustig, zusammen mit ihrer Freundin Robin, die leider nicht so viel Geld für Kleider hat, wie sie sich wünschen würde und die deshalb ihren ganz eigenen Stil entwickelt hat. Dann gibt es noch Anne, die von ihrer Großmutter einen Koffer toller Kleider erbt, obwohl ihre Mutter lieber möchte, dass sie wie eine graue Maus herumläuft. Polly dagegen ist ein Sportass, fühlt sich aber in ihrem Körper nicht wohl, weil sie sich zu dick findet.
Doch es stellt sich heraus, dass jede von ihnen Probleme hat: Beckas Mutter ist eine Therapeutin, die das Leben und die Entwicklung ihrer Tochter für ihre Bücher ausschlachtet. Die Ehe von Robins Eltern liegt in Scherben, während ihre liebste Beschäftigung das Shoppen ist, wofür sie sogar Schulden macht. Pollys Vater hat sich schon vor vielen Jahren aus dem Staub gemacht. Das Geld ist chronisch knapp, weshalb sie unbedingt durch gute Sportleistungen zu einem Stipendium kommen will. Und Anne fühlt sich wegen ihrer erfolgreichen Schwester mächtig unter Druck.
Für alle fünf Mädchen spielen Kleider eine große Rolle, entsprechend oft wird im Buch ihr Outfit beschrieben oder welche Kleider sie sich wünschen würden. Aber sie haben auch die üblichen Teenager-Probleme: unglückliche erste Liebe, Krach mit den Eltern, Druck in der Schule … Sie streiten sich und sind in unterschiedlichen Konstellationen befreundet. Doch dann passieren einige Dinge, die die Mädchen doch noch zusammenschweißen.
Das Geschehen wird aus der Sicht der fünf Mädchen geschildert. Immer abwechselnd kommen sie an die Reihe, weshalb man vieles aus mehreren Perspektiven erfährt und weiß, wie sich jede in einer Situation gefühlt und was sie dabei gedacht hat. Sie sind typische Teenies mit typischen Teenagerproblemen. Das wird sehr gut und durchaus kurzweilig dargestellt. Langweilig ist das Buch nicht, es passiert eine Menge. Dennoch war ich nicht besonders begeistert, weil mir diese Modefixierung auf die Nerven ging. Ständig werden alle nur nach dem beurteilt, was sie anhaben, ein tolles Kleidungsstück löst Begeisterungsausbrüche aus, Neid spielt eine große Rolle und selbst die erfolgreiche Sportlerin macht sich ständig Gedanken über ihren angeblich zu fetten Hintern. Geht es so an Schulen zu? Ich glaube, das ist doch etwas überzogen (oder besser: Ich hoffe es). Das Buch schafft es aber gut, Sympathien mit den Heldinnen zu wecken, mal tun sie dem Leser leid, mal freut er sich mit ihnen, mal würde er ihnen am liebsten einen Schubs geben.
Der Originaltitel lautet „Tales from my Closet“, was ich bedeutend besser finde als diesen „deutschen“ Titel, der erst auf einer der letzten Seiten erklärt wird und während des kompletten restlichen Buches gar nicht zutrifft.
Die Irrungen und Wirrungen der Pubertät werden überzeugend aus der Sicht der fünf Mädchen dargestellt, das Buch ist gut geschrieben, mal lustig, mal dramatisch, und lässt sich locker, flockig lesen. Mädchen ab 12 Jahren, die sich für Mode interessieren und nicht, wie ich, davon genervt sind, werden sicherlich ihren Spaß an der Lektüre haben.
Jennifer Anne Moses: Forever Five. Fabelhafte Freundinnen für immer. Aus dem amerikanischen Englisch von Edith Beleites. cbj 2015. 320 Seiten, Euro 14,99, ISBN 978-3-570-15975-0.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.