Leben wie ein Menschling
Elfe Malve ist nicht besonders glücklich im Internat Albenheim. Sie sieht nicht nur anders aus als die meisten anderen Elfen, sie findet all die Dinge, die Elfen für gewöhnlich machen, stinklangweilig. Sie mag nicht singen, tanzen, Nektar sammeln oder alles über Blumen lernen. Lieber denkt sie sich Geschichten aus, aber Fantasie ist bei den Elfen nicht gefragt. Ihre Schulleistungen sind entsprechend schlecht. Heimlich träumt sie davon, Menschlinge kennenzulernen. Die sind bestimmt viel interessanter.
In den Ferien teilen ihre Eltern Malve mit, dass sie sie vom Internat nehmen werden. All ihre Geschwister hatten tolle Noten, aber Malve … oh je! Damit sie zur Besinnung kommt, soll Malve auf eine Menschlingsschule gehen. Die Eltern ahnen gar nicht, was für einen großen Gefallen sie ihrer Tochter damit tun.
Am Anfang versteht Malve vieles auf der Schule nicht. Doch die freundliche Alma erklärt ihr, wie alles läuft. Und so isst Malve zum ersten Mal Nudeln und Pizza, schreibt hervorragende Aufsätze, besucht staunend eine Menschlingswohnung und lernt die Menschlinge immer besser kennen. Doch das bringt ein Problem mit sich: Malve soll keine Freundschaften schließen, damit die Menschlinge nichts über die Elfen erfahren. Aber Alma ist doch so nett!
Verkehrte Welt
Die meisten Kinderbücher funktionieren genau andersherum: Menschenkinder wünschen sich, Feen, Elfen, Hexen oder andere Fabelwesen zu sein, deren Fähigkeiten zu haben und deren Welt kennenzulernen. Hier jedoch möchte eine kleine Elfe lieber ein Mensch sein. Malve betrachtet all die Dinge, die für uns alltäglich sind, mit Neugier und Erstaunen. Das bringt nicht nur lustige Situationen mit sich, sondern sorgt dafür, dass die Leserinnen und Leser ihr Leben mit ganz neuem Blick betrachten. Sie können sich niemanden vorstellen, der noch nie Spagetti gegessen hat. Und ist ein Bett wirklich etwas so Wunderbares?
Anders sein dürfen
Malve ist anders als die anderen Elfen. Auch in ihrer Familie ist sie eine Außenseiterin. Sie hat andere Interessen, findet keinen Spaß an dem, was die Eltern und Geschwister mögen. Natürlich sind die Eltern etwas traurig über Malves schlechte Schulleistungen und die Geschwister hänseln sie ab und zu. Dennoch wird deutlich, dass alle Malve trotz ihrer Eigenarten lieben. Das finde ich sehr wichtig.
Die Eltern hoffen, dass Malve auf der Menschlingsschule erkennen wird, wie schön die Elfenwelt doch ist. Dass sie das Internat vermisst und dorthin zurück möchte. Dass sie ihrer Tochter damit ihren größten Traum erfüllen, ahnen sie nicht. Endlich darf Malve so leben, wie sie es sich wünscht. Plötzlich werden ihre Fähigkeiten geschätzt und gelobt und sie ist eine gute Schülerin. Dass sie mit Alma eine Freundin findet, ist das Tüpfelchen auf dem I. Leider darf sie ihre Familie nicht an ihrem Glück teilhaben lassen, denn niemand soll wissen, wie wohl sie sich fühlt. Auch muss sie immer wieder lügen, um ihre Pläne in die Tat umzusetzen.
Freundschaft ist wichtig
Die Freundschaft mit Alma ist Malve überaus wichtig. Verständlich, hatte sie doch vorher keine richtige Freundin. Deswegen möchte sie Alma unbedingt helfen und übertritt mehr als eine Regel. Doch nicht immer klappt alles, wie sie es sich vorstellt … Und das Schwierigste überhaupt: Wird Malve das Geheimnis ihrer Familie auf Dauer bewahren können?
Durch die umgedrehte Perspektive ist die Geschichte von Anfang an fesselnd. Wieso möchte jemand keine Elfe sein? Und wie wird es Malve in der Menschlingswelt ergehen? Dort kommt es dann durch ihre Ahnungslosigkeit zu allerhand lustigen Begebenheiten. Malve versucht, einen wichtigen Bereich ihres Lebens vor ihren Eltern und Geschwistern zu verheimlichen. Ebenso darf Alma nicht erfahren, dass sie aus einer Elfenfamilie stammt. Dass das zunehmend schwieriger wird, ist klar. Schließlich gerät ihr ganzes Lügengebäude ins Wanken. Als Malve Alma mit Elfenkräften bei etwas helfen will, wird ws richtig spannend.
Spannende Menschenwelt
Malve ist eine sehr sympathische Protagonistin. Sie ist auf der Suche nach ihrem wahren Ich und hat keine Lust, sich zu verbiegen, um in die Elfenwelt zu passen. Als sie die Menschenschule besucht, blüht sie regelrecht auf. Endlich ist sie nicht mehr die, die überall auffällt, weil sie so anders ist, sondern ganz normal. Sie findet eine Freundin und könnte sehr glücklich sein, wenn sie nicht immer ihre Familie anlügen müsste.
Alma ist ein warmherziges Mädchen, das sich gleich um die Neue kümmert. Dass sie eine Leidenschaft für Blumen hat, wirkt wie eine große Ironie. Sieht es doch am Anfang ein wenig danach aus, als wäre Malve vom Regen in die Traufe geraten.
Die Geschichte lässt sich sehr flüssig lesen. Viel wörtliche Rede und glaubwürdige Dialoge, ein temporeicher Erzählstil, bei dem auf längliche Beschreibungen verzichtet wird und die vielen kleinen spannenden oder lustigen Begebenheiten sorgen dafür, dass die Lektüre nie langweilig wird. Hübsche Zeichnungen lockern den Text auf. Gut gefällt mir auch, dass alle Elfen Blumennamen haben – was vermutlich gar nicht so einfach war. Die Schrift ist noch etwas größer, sodass die Kinder gut mit dem Buch zurechtkommen sollten.
Fazit: Unsere Menschenwelt wird hier durch die Augen einer kleinen Elfe betrachtet, die ihre Herkunft verheimlichen muss. Das führt zu vielen lustigen, aber auch spannenden Situationen. Eine schöne Geschichte übers Anderssein und die Suche nach dem Selbst für Kinder ab 8 Jahren.
Heike Abidi: Malve will keine Elfe sein. Hummelburg 2019. 192 Seiten, Euro 10,99, ISBN 978-3-7478-0002-7.
Ein weiteres Buch von Heike Abidi für diese Altersgruppe: Dancing Girls.
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