Lupita Nyong’o, Vashti Harrison: Sulwe. Rezension

Zu dunkle Hautfarbe?

Sulwe ist unglücklich. Ihre Haut ist dunkler als die ihrer Eltern und ihrer Schwester. Sie ist dunkler als die aller Kinder in der Schule. Deswegen bekommt sie von den anderen Kindern hässliche Spitznamen und darf nicht mitspielen. Sie versucht, heller zu werden, indem sie ihre Haut abschrubbt, nur helle Lebensmittel isst oder Gott im Gebet darum bittet. Vergeblich. Ihre Mutter versucht sie zu trösten:

„Nach einem hellen Leuchten musst du nicht suchen, mein Schatz, schon gar nicht in deiner Haut. Du bist das Leuchten.“

Doch so richtig tröstet das Sulwe nicht. Was nützt es ihr, wenn nur ihre Mutter sie schön findet. Da wird sie eines Nachts von einer Sternschnuppe mit auf eine Reise genommen. Sie lernt die Geschichte der Schwestern Tag und Nacht kennen, die von den Menschen ebenso unterschiedlich behandelt wurden wie Sulwe und ihre Schwester. Doch als Nacht sich zurückzog, merkten die Menschen rasch, dass sie beide brauchten, sodass sie am Ende zurückkehrt.

„Du siehst“, erklärte die Sternschnuppe, „wir brauchen beide: den sonnigsten Tag und die dunkelste Nacht, und alle Schattierungen dazwischen. Gemeinsam machen sie die Welt aus, wie wir sie kennen. Sie verleihen ihr Schönheit und Kraft, im Licht wie im Dunkel.“

Nach diesem Erlebnis beschließt Sulwe, sich nicht mehr zu verstecken, sondern ein Teil dieser Welt zu sein.

Tröstende Legende

Ich muss gestehen, dass ich erwartet hatte, dass es in diesem Kinderbuch um Rassismus gehen würde. Tatsächlich behandelt es Colorism, also die Tatsache, dass auch innerhalb der PoC eine hellere Hautfarbe von vielen als schöner oder besser erachtet wird als eine dunklere. Darunter leidet die kleine Sulwe, deren Haut besonders dunkel ist – mitternachtsfarben wird das im Buch genannt. Sie wird von den anderen Kindern geärgert und ausgeschlossen.

Ihr Mutter tröstet sie und erklärt ihr, dass sie sehr schön sei, doch das hilft ihr nicht weiter. Sie sucht ja die Anerkennung der anderen Kinder, der Gesellschaft. Hilfe bringt ihr die alte Legende von den Schwestern Tag und Nacht – ich nehme jedenfalls an, dass es eine Legende ist und keine Geschichte, die für das Buch erfunden wurde. Daraus lernt Sulwe, dass auch Nacht gebraucht wurde und wichtig war und ist. Daraus zieht sie Kraft.

Trösten und Mut machen

Kann das ein Kind trösten, das von anderen gemobbt wird? Ich weiß es nicht, ich war nie in einer vergleichbaren Situation. Ich stelle es mir jedoch nicht so schön vor, wenn einem Kind erklärt wird, dass es gebraucht wird – Sulwe ist doch eigentlich auf der Suche nach Liebe und Freundschaft. Sie möchte gemocht werden, nicht gebraucht. Wer will schon nur deswegen akzeptiert werden, weil er für irgendetwas gebraucht wird? Deswegen bin ich mir nicht sicher, ob das Buch die gewünschte Wirkung haben kann. Andererseits denke ich, dass die Autorin, die kenianische, oskarprämierte Schauspielerin Lupita Nyong’o weiß, wovon sie spricht, da sie ihre Kindheitserlebnisse aufgreift. Allerdings schreibt sie in ihrem Nachwort, dass es ihr geholfen hat, andere Frauen mit dunklem Hautton zu sehen, die für ihre Schönheit gefeiert wurden. Deswegen könnte ich mir vorstellen, dass sie selbst mit ihrer Karriere eine größere Hilfe ist als ihr Buch.

Ich finde die Bilder sehr ausdrucksstark und kraftvoll, der Text ist gut verständlich. Ich denke schon, dass das Buch Kindern im Allgemeinen zeigen kann, dass es nicht darauf ankommt, wie hell oder dunkel die Haut eines Menschen ist. Ob es betroffene Kinder trösten und ihnen Mut machen kann, müssen die Eltern vermutlich einfach ausprobieren.

Fazit: Ein Bilderbuch für Kinder ab 6 Jahren, das zeigen möchte, dass es nicht darauf ankommt, wie hell oder dunkel die Schattierungen der Haut sind.

Lupita Nyong’o, Vashti Harrison: Sulwe. Aus dem Englischen von Maisha M. Auma. Mentor 2021. 56 Seiten, Euro 24,00, ISBN 978-3-948230-18-0.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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