Shane Hagarty: Darkmouth. Der Legendenjäger

Der zwölfjährige Finn trägt eine schwere Last. Er wurde in eine Familie von Legendenjägern hineingeboren. Legenden sind Monster, die durch Tore immer wieder in der Welt der Menschen auftauchen. Auf der ganzen Welt konnten die Tore im Laufe der Jahrhunderte endgültig geschlossen worden, nur in Finns abgelegenem irischen Dorf gibt es sie noch. Seine Aufgabe ist es, der würdige Nachfolger seines Vaters zu werden. Dafür muss Finn die Monster besiegen. Fakt ist aber, dass er unheimliche Angst vor ihnen hat und ihnen eigentlich auch nicht wehtun möchte – sein Berufswunsch ist Tierarzt. Sein Vater ist der Verzweiflung nahe, weil Finn sich so ungeschickt anstellt, die Dorfbewohner sind sauer wegen der Schäden, die er anrichtet. Doch in der Welt der Monster braut sich etwas zusammen, eine Invasion wird geplant. Immer häufiger öffnen sich Tore, bis sich die Ereignisse schließlich überschlagen und nur alle zusammen noch die Welt retten können. Auch Unbeteiligte geraten in Gefahr und Finn muss das Gelernte endlich auch einsetzen.

An den Kapitelenden geben gelegentlich Auszüge aus der Lexikonreihe „Einführung in die Welt der Legendenjäger“ weitergehende Informationen.

Anfangs bin ich recht schwer in die Handlung hineingekommen, zumal mir manches absurd vorkam. Da gibt es also eine Familie, die seit Generationen Monster (oder von mir aus Legenden) jagt. Der jetzige Jäger ist verzweifelt, weil sich sein Sohn als so vollkommen untalentiert erweist. Genau dieser Sohn trägt eine selbst gebastelte Rüstung, die so schwer ist, dass er nicht mehr aufstehen kann, als er auf den Rücken fällt, die ihn in seiner Beweglichkeit stark einschränkt und derart scheppert, dass jedes Monster ihn von Weitem hört. Das ist doch nicht logisch. Solche eine stolze, traditionelle Familie würde doch dafür sorgen, dass der Nachwuchs bestens ausgestattet ist, damit er seine Arbeit so gut wie möglich machen kann, oder? Dann hätte Finn auch nicht so versagt. Das hat mich geärgert.

Mit der Zeit hat mich die Geschichte dann aber doch gefesselt. Finn tat mir leid und ich habe mit ihm gehofft und gelitten und mir gewünscht, er würde es endlich schaffen, eine kleine Legende problemlos zu erledigen. Er ist ein sympathischer Antiheld, den man für seinen Vater und die alten Traditionen bedauert. Er macht eine große Entwicklung durch, als es darauf ankommt, beweist er Mut und Köpfchen. Auch Emmie mag der Leser sofort gern. Als Finn Zweifel an ihrer Loyalität hatte, habe ich diese nicht geteilt. Die Erwachsenen sind, bis auf die Mutter, ziemliche Egoisten. Und wer hätte gedacht, dass man eine der Legenden ins Herz schließen würde?

Gleich am Anfang macht der Leser mit Finn Bekanntschaft, als er mit einem Minotaurus kämpft. Danach lernt er ihn und sein Leben in der Schule und zu Hause erst einmal näher kennen. Dabei gibt es einige kleinere Längen, allerdings ist es wohl auch erforderlich, den Helden und sein Leben erst einmal vorzustellen. Nett zu ihm sind eigentlich nur seine Mutter und das neue Mädchen Emmie. Sein Vater zwingt ihn ständig zum Üben – sowohl praktische Übungen als auch das Lesen der Theorie. Woran man merkt, dass es ein Kinderbuch ist: Die Legenden können riesig und gruselig sein wie sie wollen, die Kämpfe gehen doch glimpflich aus. Die Welt der Legenden, die Verseuchte Seite, ist sehr atmosphärisch geschildert, die Abneigung aller darin Lebender dagegen wird sofort verständlich.

Das Ende wartet mit einer großen Überraschung auf. Es ist klar, dass es einen zweiten Teil geben muss und nachdem ich einmal Feuer gefangen habe, bin ich auch sehr gespannt darauf.

Ich spreche das Cover nicht so oft an, aber dieses hat mich schon in der Vorschau angesprochen. Das Neongrün auf dem schwarzen Hintergrund sieht einfach klasse aus und vermittelt gleich die richtige Stimmung. Dazu der schwarze Schnitt und die wenigen roten Elemente – super!

Ein durchaus origineller und spannender Serienauftakt für Kinder ab 10 Jahren, nach oben würde ich nicht unbedingt eine Grenze setzen.

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Shane Hegarty: Darkmouth. Der Legendenjäger. Aus dem Englischen von Bettina Münch. Oetinger 2015. 368 Seiten, Euro 16,99, ISBN 978-3-7891-3725-9.

Zur Verlagsseite – bei Amazon – und in jeder Buchhandlung.

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein Kommentar zu “Shane Hagarty: Darkmouth. Der Legendenjäger

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