Auf zum Entern!
Nicht ganz freiwillig erleben Spotz und seine Freunde ein großes Piratenabenteuer. Es kommt Spotz gleich komisch vor, als sich Prinz Roquefort urplötzlich für die Tauchkünste seines Großvaters interessiert und unbedingt mit ihm in See stechen möchte. Und tatsächlich hat Prinz Roquefort ganz andere Pläne, die dazu führen, dass sie in Seenot geraten, mit Seeschlangen kämpfen müssen, ins Visier der Meerhexe Ursula geraten, auf einer Insel stranden und dann auch noch dem bösen Piraten Rotbart ausgeliefert werden. Doch es geschehen auch schöne Dinge: Kevin verliebt sich und Joe entdeckt endlich sein wahres Talent. Und wie es sich für ein Märchen gehört, geht natürlich für die Hauptpersonen alles gut aus, während die Bösen eine (mehr oder weniger) gerechte Strafe erhalten.
Am nächsten Morgen erwachte ich von einem tiefen Kichern und einem scharfen Stich. Ich riss die Augen auf und fand direkt unter meiner Nase eine Schwertspitze vor. Ich ließ meinen Blick bis zum Schwertknauf wandern – und entdeckte dort einen der fiesesten Gnomenpiraten, die ich mir überhaupt hätte träumen können.
Troll über Bord
Wie auch in den Vorgängerbänden (zu Spotz 1 und Spotz 2) gelingt es Harrell meisterhaft, die alten Märchenfiguren in einer neuen Umgebung wieder zum Leben zu erwecken. Dieses Mal treffen sie auf Piraten, wobei die Piratengeschichten und -legenden ordentlich auf die Schippe genommen werden. Zunächst werden die Erwartungen erfüllt, die die Leser an das Genre haben, doch am Ende stellt sich heraus, dass alles ganz anders ist. Und so gibt es viele Überraschungseffekte, die dafür sorgen, dass die vermeintlich vorhersehbare Handlung doch nicht so vorhersehbar ist.
Spotz ist wieder einmal in der Rolle des etwas unglücklichen Helden, der tollpatschig und oft ungeschickt ist, aber durch allerhand Wendungen und mit viel Glück am Ende doch noch zum wahren Helden wird, der alle rettet. Gut gefällt mir, dass seine sonst ebenfalls glücklosen Freunde dieses Mal ebenfalls einmal Glück haben dürfen. Zwar ist Kevin Kleinstein zu Beginn zu Tode betrübt, im Verlauf der Geschichte fällt er vor lauter Aufregung wiederholt im Ohnmacht, aber dann verliebt er sich bis über beide Ohren. Joe, der Sohn des Hofnarrs, der nur schlechte Witze erzählen kann, stellt sich nicht nur als passabler Pirat heraus, sondern seine Freunde entdecken ein ganz anderes komödiantisches Talent an ihm. Ab und zu taucht etwas ganz Modernes in diesen Geschichten auf, was dann anachronistisch und gerade deswegen sehr lustig wirkt. Und so schlägt Joes Vater ihm am Ende vor, eine Podcast-Reihe zu starten. Sierra darf leider beim großen Abenteuer nicht dabei sein. Das fand ich blöd, denn so ist der weibliche Part stark unterrepräsentiert. Immerhin ergibt sich am Ende nicht nur eine glückliche Wendung für sie, sondern es taucht überraschend eine richtige Powerfrau auf.
So fies und blöd wie immer ist Prinz Roquefort, der dafür aber mit schönster Regelmäßigkeit ein paar auf den Deckel bekommt, was man ihm von Herzen gönnt.
Wie immer lässt sich die Geschichte dank der Vermischung von Text und Comicelementen sehr einfach lesen, was vor allem bei Lesemuffeln gut ankommt. Der Text steckt voller humorvoller Anspielungen auf Märchen und Piratengeschichten, ist actionreich und voller Abenteuer.
Fazit: Wieder einmal ein großer Lesespaß – für Fans von Piratengeschichten und alle, die gerne lachen, von 10 bis 12 Jahren.
Rob Harrel: Spotz 3. Troll über Bord. Aus dem amerikanischen Englisch von Gabriele Haefs. Coppenrath 2017. 304 Seiten, Euro 14,95, ISBN 978-3-649-66846-6.
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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.