Aufgepasst! Der Zorilla ist in der Stadt!
In einer großen Stadt nahe am Hafen lebte der Zorilla.
Niemand wusste, wann und woher er gekommen war.Seine Behausung verließ er nur selten, meist erst
nach Sonnenuntergang, aber immer mit dunklem Mantel
und hochgestelltem Kragen. Begegnete ihm jemand
auf der Straße, schaute er ihn mit ernster Miene an,
griff in seine Manteltasche und umklammerte etwas.War es vielleicht ein Messer oder gar eine Pistole?
Man wusste es nicht.
Die Stadtbewohner wissen nichts über den Zorilla. Sein Aussehen und sein Verhalten machen ihnen Angst und niemand wagt, ihn anzusprechen und nachzufragen. Die Spekulationen treiben wilde Blüten. Irgendwann wagen sie sich kaum noch vor die Tür aus Angst vor ihm. Doch dann ist er verschwunden. Was ist passiert? Sie gehen in seine Wohnung und sehen, was er hinterlassen hat. Doch was bedeutet das?
Hier beginnt ein neuer Teil des Bilderbuchs, das nach den einleitenden Worten
Hätten sie nur einmal den Zorilla gefragt …
ODER: WAS AUCH GESCHAH
ganz ohne Worte auskommt. Der Zorilla sieht nun gar nicht mehr bedrohlich aus. Man beobachtet ihn bei seiner Arbeit und erkennt, dass er Vorbereitungen für eine Reise trifft. Alles ist ganz harmlos, auch wenn das Ende überraschend ist.
Über Vorurteile und grundlose Ängste
Aus dem Aussehen und Verhalten des Marderzorillas ziehen die Leute eine Menge wilder Schlüsse. Mit ihren Spekulationen machen sie wiederum anderen Angst, sodass sich niemand mehr traut, den Zorilla anzusprechen. Dabei war alles ganz anders, sie hätten nur mal fragen müssen. Dies wird im zweiten Teil mehr als deutlich.
Man muss den Kindern hier nichts über Vorurteile und ihre Folgen erzählen, das erreicht die Geschichte wunderbar.
Was man vielleicht wird erklären müssen, ist, für was die Gerätschaften es sind, die in der Wohnung bzw. Halle herumstehen, weil die Kinder vermutlich nicht gleich verstehen werden, dass der Zorilla eine (für ihn) riesige Flasche herstellt.
Der Text ist knapp und gut verständlich. Die kraftvollen Bilder zeigen viele Tiere, die in einer Hafenstadt leben und arbeiten. Die Farben sind meist eher etwas dunkler und gedeckter und greifen so gut die Stimmung der Stadtbewohner auf und wirken etwas bedrohlich. Im zweiten Teil sind die Farben dann etwas fröhlicher.
Fazit: Eine eingängige Geschichte über Vorurteile und ihre Auswirkungen für Kinder ab 3 Jahren.
Jutta Bücker: Zorilla. Kunstanstifter 2019. 36 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3-942795-71-5.
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Dass ein Zorilla ein Stinker ist, werden die lesenden Kinder aber nicht wissen. Dann hätte man ein Stinktier nehmen oder das im Text irgendwie thematisieren müssen. Es fällt aber kein Wort darüber, dass es Gründe für das Misstrauen und die Ablehnung geben könnte. So ist es für die Kinder lediglich ein dunkles Tier in einem dunklen Mantel.
Ich wusste übrigens auch nicht, was ein Zorilla ist, ich habe es gegoogelt.
Ich gebe gerne zu, dass ich den schwarz – weißen Bandiltis, Zorilla striata Shaw, diesen Afrikaner (ebenso wie einen amerikanischen ähnlich gefärbten Skunk) nur aus gehöriger Entfernung ansprechen wollte – wenn überhaupt. Und das hat dann glaube ich nichts mit den berühmten Vorurteilen zu tun – Stinker bleibt Stinker. Es ist auch kein Vorurteil, wenn jemand davor warnt, gefährliche Tiere als harmlos zu klassifizieren, die können noch so nett sein, auch zueinander. Wir hatten mal als Gast Winzi, das europäische kleine Wiesel (also das ohne schwarze Schwanzspitze, das wäre ein Hermelin), schwer verletzt: unser Obertierflüsterer selbst hat sich diesem pflegebedürftigen Patienten (als einzigem, und da waren noch ein paar besondere Gesellen) nur mit Lederhandschuhen genähert! Vorsicht ist also – und nennt man’s Vorurteil – geboten. Das sollte nicht vergessen werden. (so a la: streichle nicht einfach fremde Hunde!) Was sehr schön ist: mal ein Kinderbuch, das sich nicht auf Elefant und Löwe beschränkt! Das lobe ich mir.