Simon Scarrow: Marcus Gladiator. Kampf für Freiheit

Als ich dieses Buch entdeckte, ahnte ich schon, dass mein Sohn es lieben würde. Zumindest versprach der Klappentext genau das, was 12-jährige Jungen gerne lesen. Zumindest der 12-Jährige, der in diesem Haushalt lebt, ist begeistert von der richtigen Mischung aus Geschichte, Abenteuer und spannenden Kämpfen.

Marcus ist der Sohn eines ehemaligen Zenturios, der sich in Griechenland einen Bauernhof gekauft hat. Dort verbringt er eine glückliche Kindheit, die zu einem sehr abrupten Ende gebracht wird, als sein Vater seine Schulden nicht bezahlen kann. Marcus und seine Mutter werden in die Sklaverei verkauft. Marcus gelingt zwar zunächst die Flucht, er wird jedoch als blinder Passagier an Bord eines Schiffes nach Italien entdeckt und an den Leiter einer Gladiatorenschule verkauft. Dort durchläuft er eine harte Ausbildung. Doch nie verliert er sein Ziel aus den Augen: Er möchte nach Rom gelangen, dort zu General Pompeius vordringen und ihm erzählen, dass er der Sohn eines seiner geschätztesten Männer aus dem Kampf gegen Spartacus ist. So hofft er, sich und seine in Griechenland zurückgebliebene Mutter befreien zu können.

So einfach, wie Marcus sich das vorgestellt hat, ist das allerdings nicht. Und so muss er viel Leid und Ungerechtigkeit ertragen, bevor er sich Rom auch nur nähert. Und dann ist da auch noch das Geheimnis um seine Herkunft …

Zunächst wird recht idyllisch das Leben eines römischen Jungen auf einem abgelegenen Bauernhof in Griechenland geschildert, dessen größte Sorge es ist, einen wilden Hund abzurichten. Doch dann erfährt Marcus von den Geldschwierigkeiten seines Vaters und die jungen Leser müssen erfahren, dass man damals nicht zimperlich mit Schuldnern umging. Immer wieder weist der Junge darauf hin, wer sein Vater war, und dass er ungerechtfertigt in Sklaverei geraten ist – und immer wieder kassiert er dafür Prügel. Es dauert lange, bis er seine Lektion lernt, dass er einen passenden Augenblick abwarten muss, will er nicht sein Leben und damit die Freiheit seiner Mutter riskieren. Seine abenteuerliche Flucht ist mitreißend geschildert, Mutter und Sohn legten das Buch nur sehr ungern aus der Hand. Schließlich landet Marcus in der Gladiatorenschule. Dies ist aus meiner Sicht der interessanteste Teil des Buches. Ich weiß nicht, ob tatsächlich auch schon Kinder zu Gladiatoren ausgebildet wurden, aber insgesamt entspricht die Darstellung der Schule wohl historischen Fakten. Man merkt, dass der Autor Ahnung hat, er ist Geschichtsdozent und hat bisher historische Romane für Erwachsene geschrieben. Dies ist sein erstes Jugendbuch.

Die Leser werden damit konfrontiert, wie wenig doch ein Menschenleben im alten Rom wert war. Wie rücksichts- und bedenkenlos es geopfert wurde, wenn es galt, eine hochgestellte Persönlichkeit zu belustigen. Und sogar Kinder waren unter den Zuschauern von Gladiatorenkämpfen und hatten ihren Spaß an dem blutigen Spektakel.

Ich denke, die jungen Leser können anhand dieser spannenden Geschichte einiges über römische Geschichte lernen. Einige Szenen sind allerdings recht brutal, was sich bei dem Thema vermutlich auch nicht ganz vermeiden lässt. Aber, zur Beruhigung: Zumindest für den jungen Protagonisten geht es (zunächst einmal) gut aus. Und dann nimmt die Handlung eine interessante Wendung, die geradezu nach einer Fortsetzung schreit!

Dieser Satz brachte mich auf die Idee zu schauen, ob es bereits eine Ankündigung für Band 2 gibt. Und tatsächlich: „Marcus Gladiator – Der Straßenkämpfer“ ist bereits erschienen. Prima, ein Teil der Ferienlektüre ist damit gesichert!

Ein spannendes und nebenher auch lehrreiches Buch für nicht zu zartbesaitete Kinder zwischen 10 und 14 Jahren.

Simon Scarrow: Marcus Gladiator. Kampf für Freiheit. Ars Edition 2012, 312 Seiten, Euro 14,99, ISBN 978-3-7607-8377-2.

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